Das Comeback von Jörg Hessenmüller
Hessenmüller ist zurück in der Frankfurter Banken-Szene
Der frühere Commerzbank-Vorstand Jörg Hessenmüller steht vor einem Comeback in der Bankbranche. Wie die Frankfurter Standard Chartered Bank AG am Montag mitteilte, ist der 53-Jährige als Chief Operating Officer (COO) in den Vorstand berufen worden. Er trete die Position am 6. Mai an.
Internationale Erfahrung
Hessenmüller begann seine Karriere 1989 parallel zum Studium an der heute als Frankfurt School firmierenden Hochschule für Bankwirtschaft bei der Dresdner Bank. Anschließend führten ihn verschiedene Positionen in leitender Funktion unter anderem ins Treasury und ins Investment Banking der Dresdner Bank. Im Zuge der 2008 eingefädelten Übernahme wechselte der Manager zum Commerzbank-Konzern, der ihn zunächst als Finanzvorstand zur polnischen MBank schickte.
Nach seiner Rückkehr nach Frankfurt verantwortete Hessenmüller zunächst den Bereich Entwicklung und Strategie. Anschließend wurde er 2019 als Chief Operating Officer in den Vorstand berufen. Dort trieb er die Cloud-Strategie nach allgemeinem Dafürhalten erfolgreich voran.
Über Entscheidung des Vorgängers gestolpert
In den darauffolgenden Jahren durchlief der Commerzbank-Vorstand infolge der Auseinandersetzungen mit dem aktivistischen Investor Cerberus Umwälzungen. Auch Hessenmüller konnte sich nicht lange halten. 2021 stolperte er über die gescheiterte Auslagerung der Wertpapierentwicklung an den Wettbewerber HSBC Trinkaus. Trotz frisch verlängerten Vertrags in der Tasche.
Eingefädelt hatte das Projekt allerdings schon sein Vorgänger Frank Annuscheit. Damit hatte er 2017 einen Beitrag zu einem ambitionierten Kostensenkungsprogramm leisten wollen, mit dem der damalige Vorstandschef Martin Zielke im Zinstief überwintern wollte. Innerhalb der Bank gab es allerdings von Anfang an erhebliche Zweifel an der Umsetzbarkeit des Vorhabens, was auch damit zusammenhing, dass die von HSBC eingesetzten Systeme nicht gerade als Speerspitze der Technik galten.
Berater bei Roland Berger
Nun kehrt Hessenmüller also in die Frankfurter Bankenszene zurück. Zwischenzeitlich war er als Senior Advisor für Roland Berger tätig gewesen. Nicolo Salsano, seit Jahresbeginn Chief Executive Officer, lobt das profunde Verständnis des künftigen COO für die Märkte der Standard Chartered Bank AG und seine nachgewiesenen Erfolge in operativer Exzellenz und strategischer Führung: „Diese Qualitäten werden uns dabei unterstützen, unser Geschäft in ganz Kontinentaleuropa weiter auszubauen und Mehrwert für unsere Kunden und Stakeholder zu schaffen.“
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Jörg Hessenmüller war im Vorstand der Commerzbank über ein gescheitertes Projekt seines Vorgängers gestolpert. Jetzt nimmt ihn die Standard Chartered Bank als Chief Operating Officer unter Vertrag.