AMD und Nvidia

Dem Großcousin auf den Fersen

AMD-Chefin Lisa Su hat aus der Firma einen der wichtigsten Mikrochipshersteller geschmiedet. Doch Konkurrent Nvidia ist beim Zukunftsthema KI weit enteilt.

Dem Großcousin auf den Fersen

Der US-Mikrochiphersteller Nvidia ist seit Monaten in aller Munde. Zeitweise an der Börse das wertvollste Unternehmen der Welt, eilt die Firma auch wirtschaftlich längst den Wettbewerbern davon. Entsprechend häufig ist von Nvidia-Chef Jensen Huang zu hören und zu lesen. Im Vergleich dazu führt der amerikanische Wettbewerber Advanced Micro Devices (AMD) mit Hauptsitz in Kalifornien, obwohl wirtschaftlich erfolgreich, fast schon ein Schattendasein.

Noch unbekannter als das Unternehmen ist, zumindest in Europa, die Firmenchefin Lisa Su. Dabei gilt die 55-Jährige als Architektin der Erfolgsgeschichte, auf die AMD zurückblicken kann, auch wenn das Unternehmen derzeit im Schatten von Nvidia steht.

Architektin der Erfolgsgeschichte

Als Su 2014 ihren Posten bei dem Mikrochiphersteller antrat, steckte AMD tief in der Krise. Nach jahrelangen Verlusten hatte der damalige Konzernchef Dirk Meyer das Handtuch geworfen, damals hieß der wichtigste AMD-Konkurrent noch Intel. Meyer war es nicht gelungen, die Flut von roten Zahlen zu stoppen und dem großen Erzrivalen nennenswerte Marktanteile abzunehmen. AMD müsse deutlich wachsen, technologisch führend sein und mehr Geld verdienen, hatte der AMD-Verwaltungsrat gefordert. Nach einer Zwischenetappe unter der Führung eines ehemaligen Lenovo-Managers kam Su ans Ruder, die zu diesem Zeitpunkt schon zwei Jahre im Konzern war und zuletzt die Position des Chief Operating Officers inne hatte.

Die nur 1,55m große Su war im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern aus Taiwan in die USA gekommen. Schon als sehr junge Frau war sie eigenem Bekunden zufolge sehr daran interessiert, in der Halbleiterbranche zu arbeiten. Deswegen studierte Su Elektrotechnik am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston und arbeitete nebenbei an Computerchips. In Interviews beschreibt sich die AMD-Chefin bis heute zuweilen als „Nerd“ und weiß zu berichten, dass die meisten Leute damals, in den 90er Jahren, diese Chips noch mit Kartoffelchips verwechselten. Nach Stationen bei Texas Instruments und IBM landete die Managerin, die in ihrer Freizeit Golf spielt, aber auch mal zum Boxtraining geht, 2012 bei AMD.

Milliardenschwere Zukäufe

Es gelang ihr ab 2014, die kalifornische Firma aus der Verlustzone zu führen. Zudem machte Su AMD auch mit Hilfe von milliardenschweren Zukäufen zu einem der ganz wenigen relevanten Spieler auf dem Markt für die begehrten Chips für Künstliche Intelligenz. Intel haben die Kalifornier längst überholt, aber Nvidia bleibt trotz der positiven Entwicklung ein übermächtiger Konkurrent, der sich im KI-Sektor eine solide Marktführerschaft aufgebaut hat.

Der enorme Vorsprung im Marktanteil von Nvidia macht es AMD schwer, Investoren zu überzeugen. Analysten monieren, dass AMD weiter investieren und innovative Produkte liefern muss, während Nvidia bereits mit etablierten Lösungen einen Großteil des Marktes bedient.

„Am Anfang der KI-Revolution“

Su ficht das nicht an. Die 55-Jährige äußert sich in Interviews zwar durchaus lobend über Nvidia-CEO Huang, der im übrigen ihr Großcousin ist – er habe „Erstaunliches" geleistet. Beide Unternehmen hätten das Ziel, großartige Technologie zu entwickeln. „Wir stehen noch ganz am Anfang der KI-Revolution“, sagt die AMD-Chefin vor wenigen Monaten im Zeitungsinterview. „Mein Ziel ist, dass wir diese Revolution anführen.“

Dem Großcousin auf den Fersen

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt
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