Werner Hoyer wird 70

Der Chef-Banker der EU hat noch lange nicht genug

Seit fast zehn Jahren ist Werner Hoyer an der Spitze der Europäischen Investitionsbank. Mit der Bezeichnung Banker fremdelt der überzeugte Europäer dennoch weiterhin. Am Mittwoch wird er 70 Jahre alt.

Der Chef-Banker der EU hat noch lange nicht genug

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Auch nach fast einer Dekade an der Spitze einer großen Bank fremdelt Werner Hoyer noch immer ein wenig mit der Berufsbezeichnung Banker. Dies wurde zuletzt im Juni im Festsaal des Frankfurter Römer deutlich, als er die Auszeichnung als „European Banker of the year“ erhielt. „Die Vorstellung, nach mehr als 30 Jahren in der Politik, heute diese Auszeichnung zu erhalten und damit in die Fußstapfen von so gestandenen Bankiers wie Jean-Pierre Mustier, Axel Weber oder David de Rothschild zu treten, fällt mir noch immer schwer“, räumte der promovierte Volkswirt ein. Die Außenwirkung ist etwas anders: Schon vor einigen Jahren bezeichnete ihn eine überregionale Zeitung einmal als den „guten Banker von Köln“.

Hoyer ist in Deutschland als FDP-Politiker und profilierter Außenpolitiker bekannt geworden. Zwei Mal war der überzeugte Europäer Staatsminister im Auswärtigen Amt gewesen, bevor er Anfang 2012 als Präsident und Vorsitzender des Verwaltungsrates an die Spitze der Europäischen Investitionsbank (EIB) nach Luxemburg wechselte. Mit diplomatischem Geschick gelang es ihm dort, die damals eher unbekannte Förderbank aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken und als „Bank der EU“ neu zu positionieren. Die EIB wurde mehr und mehr zu einem unverzichtbaren Instrument der Brüsseler Politik. Die Wahl Hoyers als Banker des Jahres durch eine Vereinigung von Finanzjournalisten wurde nun vor allem damit begründet, dass die EIB mit ihren Förderprogrammen zur Stabilisierung der EU beiträgt.

In der Zeit der Juncker-Kommission gelang es Hoyer, mit dem von ihm selbst mit entworfenen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) den Einfluss seines Hauses noch einmal zu erhöhen. Der Brexit, durch den die Bank einen seiner großen Einzahler verlor, hat daran nichts geändert. 2020 gehörte dann das kurzfristig aufgelegte Pandemie-Kreditprogramm der EIB zu den ersten großen Krisenhilfen für Unternehmen auf europäischer Ebene.

Hoyers Mandat läuft noch bis Januar 2024. Anzeichen von Amtsmüdigkeit sind bisher nicht zu erkennen. Seine Anstrengungen sind aktuell ganz darauf ausgerichtet, der EIB noch einmal einen zusätzlichen Schub durch Wandlung zur „EU-Klimabank“ zu geben. Auf der COP26 machte das Institut zuletzt mit einigen Finanzierungsinitiativen auch international auf sich aufmerksam. Hoyer ist bekanntlich ein Sustainable-Finance-Fan und die EIB Vorreiter in Sachen grüne Anleihen.

Am Mittwoch feiert Werner Hoyer seinen 70. Geburtstag. Eine große Party ist nicht geplant. Die EIB hat an diesem Tag Verwaltungsratssitzung in Luxemburg, und die dauert für gewöhnlich den ganzen Tag. Da bleibt dann wohl nur noch Zeit, am Abend noch mit der Familie Essen zu gehen. Seinen runden Geburtstag ein wenig vorfeiern konnte Hoyer aber auch schon in der vergangenen Woche: Da hatte er nämlich vom Großherzogtum Luxemburg, seiner nach Köln mittlerweile zweiten Heimat, den höchstmöglichen bürgerlichen Orden verliehen bekommen.

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