Fußball-Börsengang

Der Herrscher über Türkgücü München

Früher spielte Hasan Kivran selbst Fußball für Türkgücü München. Jetzt macht er das Spiel abseits des Rasens. Der 55 Jahre alte Unternehmer ist Präsident, Investor und Hauptgesellschafter des Vereins, der jetzt einen IPO vorbereitet.

Der Herrscher über Türkgücü München

Von Joachim Herr, München

Früher spielte Hasan Kivran selbst Fußball für Türkgücü München. Jetzt macht er das Spiel abseits des Rasens. Der 55 Jahre alte Unternehmer ist Präsident, Investor und Hauptgesellschafter in dem Verein, der einen Börsengang vorbereitet. Kivran ist wie viele andere, die im Fußball das Geld und das Sagen haben, umstritten. Er sei der Alleinherrscher von Türkgücü, heißt es in München.

Für Ruhe zu sorgen ist jedenfalls nicht Kivrans Stärke. Die Fluktuation in Spielerkader, Trainerstab und Managementteam ist ziemlich hoch. Der frühere Trainer Reiner Maurer berichtete, der Präsident habe auf die Aufstellung und die Spieltaktik Einfluss nehmen wollen. Vielleicht ja auch noch heute.

Rückzug angekündigt

Mit dem Schritt an die Börse versucht der Verein die Abhängigkeit von Kivran zu verringern. Mehrheitsgesellschafter wird er freilich bleiben. Kurz vor Weihnachten 2020 hatte der Unternehmer angekündigt, sich zu­rückzuziehen und seine von der HK Erste Vermögensverwaltungs- und Beratungs-GmbH gehaltenen Anteile zum Verkauf zu stellen. Der Verein stand vor einer ungewissen Zukunft. War es nur ein taktisches Manöver? Wenige Tage später, Anfang Januar, gab Kivran bekannt, bei Türkgücü engagiert zu bleiben. Die Fans und die Aussicht auf ein Gelände von der Stadt für ein Nachwuchsleistungszentrum hätten ihn umgestimmt.

Laut Handelsregister ist der Gegenstand von Kivrans Unternehmen, das eigene Vermögen zu verwalten und Unternehmen betriebswirtschaftlich zu beraten. Bevor er sich vor 20 Jahren selbständig gemacht hat, war er für die Sixt Leasing AG tätig, von 1996 bis 2000 hatte er Prokura des Unternehmens.

Kivrans Strategie als Vereinspräsident ist, die Mannschaft mit erfahrenen Spielern zu verstärken. 6 Mill. Euro hat er nach Angaben des Vereins investiert. Nach dem Aufstieg in die dritte Liga wurde der Kader fast vollständig neu zusammen­gestellt – mit mehr als 20 Neuzu­gängen.

Ein Jahr darauf gab es abermals zahlreiche Wechsel: Rund 20 Spieler verließen Türkgücü, mehr als ein Dutzend kamen neu zu dem Verein, einige von ihnen hatten schon in der zweiten Liga gespielt. Einer der auffälligsten Akteure ist der ehemalige türkische Nationalspieler Sercan Sararer. Nach dem fünften Spieltag in der aktuellen Saison steht Türkgücü in der dritten Liga mit neun Punkten auf dem siebten Platz. Tabellenführer Wehen-Wiesbaden hat elf Punkte. Für Kivrans Truppe ist noch alles drin.

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