Drei gewiefte Marketingprofis vor dem Schritt an die Börse
Von Daniel Zulauf, Zürich
Die Schweiz ist zwar bekannt für ihre Uhren- und Schokoladeindustrie. Trotzdem bringen Ökonomen das Land nur selten mit Massenkonsumgütern in Verbindung. Das ist im Prinzip kein Widerspruch. Tatsächlich lassen die hohen Löhne und die teure Währung kaum etwas anderes zu, als dass sich die im internationalen Geschäft tätigen Unternehmen auf die Herstellung wertschöpfungs- und forschungsintensiver Produkte oder auf besondere Dienstleistungen konzentrieren. So sind auch Schweizer Uhren vornehmlich im Luxussegment verortet und Schweizer Schokoladen wird im Ausland als „Premium“-Marken verkauft.
Genau auf diesen Zug sind vor zehn Jahren auch die drei Gründer der Schweizer Laufschuhmarke On-Running aufgesprungen. Der frühere Profisportler Olivier Bernhard und seine beiden Lauffreunde Caspar Coppetti und David Allemann sind ausgefuchste Marketingtalente, und das Trio scheint sich hervorragend zu ergänzen. Den Kern der On-Running-Story liefern Bernhards persönliche Erfahrungen als Läufer. Der dreifache Triathlon-Weltmeister, Europameister und 15-fache Schweizer Meister sagt, der Unterschied zwischen einem ersten und einem zweiten Platz ergebe sich nie allein aus der unterschiedlichen körperlichen Leistungsfähigkeit der Athleten. Die Ausrüstung könne die entscheidende Differenz ausmachen.
Ob die frühere Schweizer Triathlon-Olympiasiegerin Nicola Spirig ihre Titel auch ohne On-Schuhe geholt hätte, lässt sich natürlich nicht belegen. Fakt ist, dass sie 2013 zu den ersten renommierten Sportlerinnen gehörte, die sich auf die Dämpfungstechnologie der On-Schuhe verließ und damit große Titel holte.
Der Traum vom Schweizer Laufschuh, der die Welt erobert, habe das Trio erstmals hoch oben in den Alpen geträumt. So will es die Firmenlegende. Doch mit Träumen haben die drei schon längst aufgehört. Stattdessen sorgen die Selfmade-Unternehmer dafür, dass ihre Geschichte immer weiter erzählt wird. Wie das geht, haben sie im früheren beruflichen Leben von Grund auf gelernt. Coppetti war von 2010 bis 2014 Strategiechef der Werbeagentur Young & Rubicam. Davor war der promovierte Ökonom auch schon Partner bei dem Beratungsunternehmen McKinsey.
Auch Allemann, ein gelernter Rechtsanwalt, hat sich seine Sporen früher in der Werbebranche bei Young & Rubicam abverdient. Von 2006 bis 2010 war er außerdem als Marketingchef des Designmöbelherstellers Vitra tätig. Zudem arbeitete Allemann in seinen frühen Berufsjahren ebenfalls für McKinsey. Als exekutive Verwaltungsräte und Hauptaktionäre ziehen die drei nun bei On-Running die Fäden, und das soll auch nach dem Börsengang so bleiben, wie sie versichern. Den künftigen Aktionären kann dies nur Recht sein.