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Ein Deutscher ist Architekt des Adnoc-Covestro-Milliardendeals

Als Group Chief Investment Officer des Ölkonzerns Adnoc aus Abu Dhabi braucht Klaus Fröhlich einen langen Atem für die Milliardenübernahme von Covestro. Den trainiert der Ex-Morgan-Stanley-Investmentbanker beim Marathonlauf.

Ein Deutscher ist Architekt des Adnoc-Covestro-Milliardendeals

Ein Deutscher ist Architekt des Adnoc-Covestro-Milliardendeals

cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Rund um den Erdball geht der Ölkonzern Adnoc (Abu Dhabi National Oil Company) mit einem 150 Mrd. Dollar schweren Investitionsplan auf Einkaufstour. Die Diversifizierung des Geschäfts läuft auf Hochtouren. Im Portfolio finden sich schon längst große Chemieunternehmen wie Borealis in Wien und Borouge sowie die Beteiligung am österreichischen Energiekonzern OMV. Jetzt greift Adnoc nach dem deutschen Kunststoffhersteller Covestro im Wert von 14,4 Mrd. Euro inklusive Schulden. Die Due Diligence hat begonnen.

Top-Investmentbanker

Einer der Architekten der geplanten Übernahme, die seit einem Jahr angestrebt wird, ist der Deutsche Klaus Fröhlich. Der Top-Investmentbanker arbeitet seit 2020 als Group Chief Investment Officer für Adnoc. Wahrscheinlich hätte er es sich 2015 als Experte für Initial Public Offerings (IPOs) bei Morgan Stanley in Frankfurt, als er Covestro für den Mutterkonzern Bayer an die Börse brachte, nicht träumen lassen, dass er neun Jahre später eine Übernahmeofferte für den Konzern lancieren würde. Jetzt hilft es ihm, dass er Covestro und die Menschen dort kennt.

Als Fröhlich im Juni 2020 beim Adnoc-Konzern antrat, der beinahe das gesamte Gas und Öl für das Opec-Mitglied Vereinigte Arabischen Emirate fördert, ersetzte er Michele Fiorentino als Leiter der Corporate-Finance-Abteilung. Der heute 51 Jahre alte Deutsche hatte im April 2019 die Saudi Binladin Group, den größten Baukonzern im Nahen Osten mit Sitz im saudi-arabischen Dschidda, nach dreijähriger Tätigkeit als Finanzchef verlassen.

Die Eigentümerfamilie des Unternehmens, das 1931 vom Vater des im Jahr 2011 getöteten Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden gegründet worden war, war damals bei De-facto-Staatschef Prinz Mohammed bin Salman in Ungnade gefallen. Der Börsengang, den Fröhlich als Spezialist für IPOs durchgeführt hätte, wurde abgeblasen.

Unternehmensführung gelernt

Danach hatte Fröhlich sich in London am Institute for Directors eingeschrieben, um in Sachen Unternehmensführung dazuzulernen, und er nahm sich Zeit für die Familie. Fröhlich hat 20 Jahre lang im Investment Banking gearbeitet, davon 16 Jahre lang bei Morgan Stanley. Er war von 2009 bis 2014 Leiter des Investment Bankings von Morgan Stanley im Nahen Osten und Nordafrika und wohnte in Dubai. Seine Familie war viele Jahre dort, und Fröhlich pendelte schon zu seiner Zeit bei Morgan Stanley zwischen Persischem Golf und Mainmetropole.

Der in Mexiko geborene Manager hatte eine Banklehre gemacht, studierte dann an der London School of Economics, arbeitete für die Deutsche Bank und kam 2000 zu Morgan Stanley. Seit Februar 2014 leitete er das Eigenkapitalmarktgeschäft von Morgan Stanley in Frankfurt. Dort hat der verheiratete Vater von drei Kindern und Fan der Rockgruppe U2 das Postbank-IPO, die Börsengänge von Covestro, Fraport und Gerresheimer sowie die Kapitalerhöhung von Heidelberg Materials begleitet. 2014 waren Zalando und Rocket Internet seine Aushängeschilder.

Nun soll der deutsche Investmentbanker die Bemühungen Abu Dhabis voranbringen, neben der Grundlagenchemie mit Covestro auch in das Geschäft mit Spezialchemie einzusteigen. Angeführt wird der Adnoc-Konzern seit 2016 von CEO Sultan Ahmed Al Jaber. Der Energiemanager, der zuvor beim Staatsfonds Mubadala arbeitete, ist gleichzeitig Teil der Regierung der Vereinten Arabischen Emirate.

Langer Atem nötig

Die Übernahme von Covestro braucht einen langen Atem – schon aufgrund der Besonderheiten der Mitbestimmung. Bereits ein Jahr lang wurde miteinander gesprochen, bevor Covestro nunmehr die Bücher für die Due Diligence geöffnet hat.

Den langen Atem bringt Fröhlich mit. Er ist gerade erst vor kurzem bei einem Besuch seines Sohnes in Neuseeland 63 Kilometer über Hütten durch die Berge gelaufen – dort, wo „Der Herr der Ringe“ verfilmt wurde. Als Nächstes geht Fröhlich zum „Race to the Stones“ – einem 100-Kilometer-Ultramarathon-Lauf in Großbritannien.