SVBW

Ein neuer Stratege für die Sparkassen im Südwesten

Nachdem die 150 Mitglieder der Verbandsversammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW) bereits im März Ralf Bäuerle zu ihrem neuen Verbandsgeschäftsführer ge­wählt haben, tritt der 56-Jährige nun zum 1. Oktober 2022 sein neues Amt an.

Ein neuer Stratege für die Sparkassen im Südwesten

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Nachdem die 150 Mitglieder der Verbandsversammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW) bereits im März Ralf Bäuerle, bisher Vorstandschef der Sparkasse Salem-Heiligenberg, zu ihrem neuen Verbandsgeschäftsführer ge­wählt haben, tritt der 56-Jährige nun zum 1. Oktober 2022 sein neues Amt an. Er löst damit Verbandsgeschäftsführer Joachim Herrmann ab, der Ende des Monats in den Ruhestand geht. Gemeinsam mit Sparkassenpräsident Peter Schneider hatte der 66-Jährige mehr als zwölf Jahre die Geschicke des SVBW gelenkt.

Herrmann hatte sich in dieser Zeit zum Credo gemacht, den 50 Sparkassen im Südwesten immer möglichst nahe zu sein. „Dann weiß man am besten, wo der Schuh drückt“, sagt er. Schließlich sei man als Verband ein Dienstleister der Mitgliedsinstitute. Herrmanns Zeit beim SVBW war geprägt von der Digitalisierung der S-Finanzgruppe, für die er insbesondere die Entwicklung im Bereich Payment wesentlich mit voranbrachte. „Ein neues Zeitalter hatte begonnen“, wie er selbst sagt.

Darüber hinaus trug der gebürtige Schwäbisch Haller in seiner Anfangszeit zu einer optimierten Zusammenarbeit zwischen Sparkassen und SV Sparkassenversicherung bei. Außerdem fiel die Verarbeitung der Finanzmarktkrise, in deren Rahmen die Südwest-Sparkassen der LBBW mit einer Kapitalspritze aushelfen mussten, in seine Amtszeit. Nun aber freut sich der zweifache Familienvater darauf, im Ruhestand statt mehrerer Wochen auch mal mehrere Monate in Urlaub gehen zu können – etwa wie im Herbst nach Australien.

Sein Nachfolger Bäuerle nennt sich indessen selbst einen kompletten Idealisten mit Sendungsbewusstsein für die Sparkassenidee, der es, unerschrocken, wie er ist, mit sämtlichen Regulatoren aufnehmen will, die die Sparkassen mit überbordenden Regeln überfordern sollten. Auch wenn Europa fast nur Großbanken kenne, weil kleine Sparkassen und Volksbanken eine Besonderheit Deutschlands sind, dürfe man nicht nachlassen, im Konflikt mit der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA), der Europäischen Zentralbank (EZB) oder Brüssel Erfolge anzustreben. „Mir geht es vornehmlich darum, dass wir – wie in der Schweiz – eine ,Small and Simple Banking Box‘ brauchen, welche die Anforderungen an Regulatorik und Komplexität auf das Leistbare und Sinnvolle von kleinen Häusern reduziert“, machte Bäuerle gegenüber der Börsen-Zeitung klar.

Je kleiner Sparkassen seien, desto mehr würden die komplexen Anforderungen und die hohe Taktung der Regulatorik auf wenige Köpfe verteilt, für die das Arbeitsumfeld zunehmend unmenschlich werde. Daher bedarf es laut Bäuerle einfacher Systeme, die das geringe Risiko kleiner Sparkassen im Haftungsverbund auch widerspiegelten.

Mit Blick auf seine Arbeitsweise beschreibt sich Bäuerle als strategisch denkenden Menschen mit einem Faible für Analyse, womit er bei der Sparkasse Salem-Heiligenberg gute Erfahrungen gemacht habe. „Mit dem eher kleinen Haus mit 1,1 Mrd. Euro Bilanzsumme sind wir wie ein Seismograf für Veränderungen, bei dem die Anforderungen der letzten Jahre kräftiger ausschlagen als bei großen Banken“, sagt er. Daher habe Salem während der Finanzkrise besonders stark gespürt, wie sich externe Entwicklungen auf Banken auswirkten.

Parallel dazu geht es ihm darum, den eigenen Instituten eine höhere Reagibilität zu verpassen. „Wir müssen uns schneller verändern können, wenn wir unsere hohen Marktanteile behalten wollen“, fordert Bäuerle etwa mit Blick auf Vermittlerplattformen von Baufinanzierungen, die seiner Organisation Geschäft wegnehmen. „Da dürfen wir nicht nur zuschauen“, macht er klar. Ganz ins Schwärmen gerät der Überzeugungstäter dann wieder, wenn er über den Nutzen der Sparkassen redet, die, ebenso wie die Genossenschaftsbanken, doch das Beste gewesen seien, was der hiesigen Wirtschaft und Privatkundschaft hätte passieren können.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.