Másmóvil

Ein Schreiner mischt die Telekombranche auf

Der Österreicher Meinrad Spenger leitet das spanische Telefonkommunikationsunternehmen Másmóvil. Dieses könnte bald nach Kunden der führende Mobilfunkanbieter des Landes werden.

Ein Schreiner mischt die Telekombranche auf

Von Thilo Schäfer, Madrid

Es gibt kaum Ausländer an der Spitze der großen Unternehmen in Spanien. Mit Meinrad Spenger könnte demnächst ein Österreicher den nach Kunden führenden Mobilfunkanbieter des Landes führen. Der CEO und Mitgründer des Telefonanbieters Másmóvil steht in Verhandlungen über eine Fusion mit der Spanien-Tochter der französischen Orange. Laut Medienberichten soll Spenger auch nach einem Zusammenschluss CEO bleiben.

Der 46-Jährige kam in Knittelfeld in der Steiermark auf die Welt und besuchte eine Klosterschule. Der Österreicher ist gelernter Schreiner, was ihm nach eigenen Aussagen in der Karriere als Firmengründer sehr geholfen hat. „Die Ausführung ist alles“, lautet eines seiner Schlagworte. Spenger studierte Jura in Graz und Triest. Später absolvierte er einen MBA an der SDA Bocconi in Mailand und dem Instituto de Empresa in Madrid. Von 2001 bis 2006 arbeitete er bei McKinsey in Wien.

Damals hörte er davon, dass die Regulierungsbehörden in Spanien mehr Wettbewerb im Telekommunikationsbereich fördern wollten und daher die großen Betreiber dazu zwangen, ihre Netze für kleine Mitbewerber zu öffnen. Spenger ging mit dem Norweger Christian Nyborg nach Madrid und gründete Másmóvil. „Wir waren sehr naiv und wussten nur, dass es eine Regulierung gab, die uns Zugang zu den Telefonnetzen gewährte“, erzählte Spenger 2017 bei einem Auftritt in seiner ehemaligen Business School. Nach vielen Verhandlungen bekam das Start-up schließlich Zugang zum Netz von Amena, die später von Orange geschluckt wurde. Als die Franzosen 2015 den Telekomanbieter Jazztel übernahmen, profitierte Másmóvil von den Auflagen der Regulierer und erwarb Glasfasernetze. Bis heute verbindet beide Unternehmen eine Zusammenarbeit, die nun in einer Fusion münden könnte.

Spenger setzte neben dem organischen Wachstum auf Übernahmen von kleinen Mitbewerbern wie Pepephone oder Yoigo. Der große Wurf gelang letztes Jahr mit dem Kauf von Euskatel für 2 Mrd. Euro, wodurch Másmóvil seine Position als einer der vier führenden Netzwerkanbieter in Spanien festigte. Mittlerweile hatte „Meini“, wie er bei Kollegen genannt wird, finanzstarke Partner gefunden. Die Investoren KKR, Cinven und Providence kauften das Unternehmen auf, darunter die Anteile der Gründer und Mitarbeiter, und nahmen es 2020 von der Börse. Am Aktienmarkt hatte Másmóvil bis dato einen rasanten Aufstieg erlebt. Das Start-up war 2014 im Wachstumsmarkt MAB gestartet, aber schon drei Jahre später in den Mercado Continuo, den allgemeinen Index der spanischen Börse, aufgenommen worden, bevor man 2019 sogar den Sprung in den Leitindex Ibex35 schaffte.

Jahr für Jahr jagte Másmóvil den Branchenführern Telefónica, Orange und Vodafone Kunden ab, auch zuletzt noch im Februar. Spenger verweist auf eine recht einfache Firmenphilosophie. „Gute Preise und guter Service“, statt der ewigen Rabattaktionen. Er begründet dies mit seiner schlechten Erfahrung als Kunde während seiner Studienzeit in Madrid um die Jahrtausendwende.

Der zweifache Familienvater lebt mit seiner Frau in den Bergen nördlich von Madrid. Wie lange er CEO bleibt, hängt wohl auch davon ab, ob das zukünftige Joint Venture, so es denn zustande kommt, letztlich an die Börse gebracht wird. Spenger kann erneut seine Erfahrung als Schreiner einbringen: „Wenn man anfängt, einen Stuhl zu bauen, weiß man, wann er fertig ist.“