Deutsche Post DHL

Ein undankbarer Job

Es ist ein undankbarer Job, den Dr. Tobias Meyer zu erledigen hat. Er selbst wird das freilich anders sehen.

Ein undankbarer Job

Von Martin Dunzendorfer, Frankfurt

Es ist ein undankbarer Job, den Dr. Tobias Meyer zu erledigen hat. Er selbst wird das freilich anders sehen. Der fast jungenhaft wirkende Meyer (Jahrgang 1975) ist im Vorstand der Gruppe Deutsche Post DHL, dem er seit April 2019 angehört, für das Ressort Post & Paket Deutschland zuständig. Es ist der Geschäftsbereich, den wohl die meisten Deutschen noch mit der Post assoziieren – sie denken dann an Briefe und Postkarten bzw. Postzusteller und gelbe Fahrräder.

Tatsächlich sieht sich Meyer zusammen mit Vorstandschef Frank Appel der härtesten Kritik ausgesetzt, die Mitglieder des Führungsgremiums einstecken müssen. Nämlich immer dann, wenn eine Erhöhung des Portos für Briefe und Postkarten beschlossen wurde. Das erregt weit mehr Aufsehen als alle anderen Preiserhöhungen in der Gruppe, von denen die meisten aber weitaus größere Folgen für die Konzernergebnisrechnung haben. Auch Gedankenspiele, ob vielleicht der Montag oder der Samstag als Auslieferungstage von Briefen gestrichen werden sollten, sorgen − wenn sie publik werden – für großen Unmut. Dass solche Optionen angesichts des erwartbaren öffentlichen Aufschreis überhaupt in Erwägung gezogen werden, liegt an der Underperformance des Bereichs Post & Paket Deutschland.

Im langfristigen Vergleich zu den vier DHL-Divisionen – Express, Supply­ Chain (Lieferkettenlogistik) sowie Global Forwarding, Freight und E-Commerce Solutions – ist der einstige Markenkern des Unternehmens wachstumsschwach. Nach den ersten neun Monaten des Jahres steht Post & Paket Deutschland nur noch für 22% des Konzernumsatzes und für ein Fünftel des operativen Ergebnisses. Und während alle DHL-Divisionen im dritten Quartal ihr Ebit im Jahresvergleich steigerten, ging das Ergebnis von Post & Paket Deutschland um 6,3% zurück. Immerhin lag die operative Marge mit 9,2% nur geringfügig unter dem Konzernwert von 9,9%. Drei der vier DHL-Divisionen lagen unter dem Wert von Meyers Division. Zudem verweist das Unternehmen auf den „bewussten Aufbau von zusätzlichen Ressourcen für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft“. Auch so ein Vorwurf, dem sich Meyer als Verantwortlicher für die Post- und Paketzusendungen in Deutschland Ende 2020 stellen musste: Vergangenes Jahr hatten zahlreiche Sendungen ihre Adressaten erst nach Weihnachten erreicht. Grund war der Bestell-Boom im Internet, der eine Folge der Corona-Pandemie und des Lockdowns im Dezember war. Die Post war vom alle Erwartungen übertreffenden Aufkommen an Paketen überrascht worden. Das soll 2021 nicht wieder passieren. Doch die Vorhaltung von Personal und Fahrzeugen erhöht zunächst einmal die Kosten.

Meyer studierte an der TU Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen und promovierte im Fach Maschinenbau. Danach arbeitete er von 2001 an – wie viele Post-Vorstände, darunter CEO Appel, – bei McKinsey; 2010 wurde er Partner. Er beriet führende Unternehmen aus der Logistik, Schifffahrt und Luftfahrt – auch den Bonner Dax-Konzern. Zur Post kam Meyer 2013. Anfangs in der Konzernentwicklung wechselte er 2015 als COO zu Global Forwarding. Im August 2018 kam er als Leiter Betrieb & IT in die vormalige Sparte Post/E-Commerce/Parcel, seit Anfang 2019 Post & Paket Deutschland.

Meyer, der verheiratet ist und drei Kinder hat, ist bis März 2027 zum Vorstand bestellt.

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