Julie Huguet

Eine neue Chefin für Frankreichs Start-ups

Die Berufung der neuen Regierung in Frankreich hat zu einem Wechsel an der Spitze der Start-up-Initiative French Tech geführt. Die bisherige Leiterin ist jetzt KI-Staatssekretärin.

Eine neue Chefin für Frankreichs Start-ups

Eine neue Chefin für Frankreichs Start-ups

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Von Gesche Wüpper, Paris

Sie sei bodenständiger und bescheidener, meint ein Vertreter der französischen Start-up-Szene. Aber das passe vielleicht auch besser zu der aktuellen Phase, die für Frankreich mit dem Antritt der neuen Regierung von Michel Barnier begonnen hat. Sie hat auch direkte Auswirkungen auf die Start-up-Initiative French Tech, da die bisherige Leiterin Clara Chappaz als Staatssekretärin für Künstliche Intelligenz (KI) und Digitales in Barniers Regierungsmannschaft gewechselt ist. Nachfolgerin der 35-Jährigen ist Julie Huguet. 

Die neue Chefin von French Tech stammt wie Premierminister Barnier aus den Alpen, aus dem Département Savoie. Die Mittdreißigerin sei eine logische Wahl für den Posten, auch wenn sie in der breiten Öffentlichkeit relativ unbekannt sei, urteilt die Wirtschaftszeitung „La Tribune“. Denn Huguet kennt sich in der französischen Start-up-Szene bestens aus. So hat sie von 2020 bis 2023 die regionale Untergruppe French Tech Alpes geleitet, nachdem sie 2016 das Start-up Coworkees gegründet hatte, eine KI-gestützte Plattform, über die sich selbständige Experten für Aufträge in der Tech bewerben können.

Ungleichgewichte bei Finanzierungen

Mit Coworkees hat Huguet auch erfahren, was es für Jungunternehmerinnen aus der französischen Provinz bedeutet, Finanzierungsrunden zu organisieren. Denn diese werden in Frankreich noch immer von Männern und Start-ups aus Paris dominiert. Nur 8% der eingesammelten Gelder gehen an von Frauen geleitete Firmen und nur 30% an Start-ups, die ihren Sitz außerhalb des Großraums Paris haben. Dabei sind das 50%.

Nach einem Einbruch 2023 beginnen die Finanzierungen für Start-ups in Frankreich sich wieder zu stabilisieren. „Unser Ökosystem ist stark und man muss optimistisch bleiben“, sagte die neue French Tech-Chefin, die nach der Übernahme von Coworkees durch Freelance.com Anfang 2021 noch bis 2023 als Chief People and Culture geblieben ist, jetzt. „Aber ich bitte Euch, widerstandsfähiger zu sein, um die unsicheren Zeiten zu durchstehen, die sich ankündigen.“ 

Engere Anbindung an die Forschung

Huguets Äußerungen haben nicht gerade dazu beigetragen, die Start-up-Szene zu beruhigen. Die Initiative, die sie jetzt leitet, muss vermutlich selber den Gürtel enger schnallen. Das Budget, das sich seit 2015 auf rund 15 Mill. Euro pro Jahr belief, sei bereits 2024 gekürzt worden, berichtet „La Tribune“. Angesichts des hohen Defizits drohe es, 2025 noch weiter zu schrumpfen.

Als Chefin der French Tech soll Huguet Start-ups helfen. Die Initiative soll aber auch zur Reindustrialisierung, dem ökologischen Wandel und der technologischen Unabhängigkeit beitragen und Innovationen fördern. Künftig soll die French Tech zudem enger an die Forschung angebunden werden. Deshalb soll Huguet verstärkt mit ihrer Vorgängerin zusammenarbeiten. Die Tochter des Unternehmers Pierre Chappaz, die ihre Karriere einst bei der Modeplattform Zalora in Asien begann, untersteht dem Ministerium für Hochschulbildung und Forschung.

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