Uto Baader wird 80

Einer aus der Kreidezeit der Börse

1983 begann Uto Baader in München mit dem börslichen Handel von drei nordamerikanischen Aktien. Bis heute sind daraus 930.000 Finanzinstrumente geworden, die die Baader Bank handelt. Ihr Gründer wird nun 80 Jahre alt.

Einer aus der Kreidezeit der Börse

Einer aus
der Kreidezeit der Börse

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Als sich Uto Baader Mitte der 1960er Jahre für das Studium der Volkswirtschaften an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität eingeschrieben hatte, sprang der junge Mann am Lenbachplatz nochmals von dem weiß-blauen Tramwaggon der Linie 6. Was ihn magisch anzog, war der vis-à-vis liegende Neorenaissance-Bau, in dem zu dieser Zeit, und das noch bis 2007, die Sitzungen der Bayerischen Börse abgehalten wurden.

Drinnen herrschte ein lautes Stimmengewirr der Kursmakler und Bankenhändler, die wild gestikulierend ihre Wertpapiergeschäfte machten – so wie es eben bei dem legendären börslichen Zurufhandel der Fall gewesen ist. Von da an wusste Uto Baader, wo er beruflich einmal landen wollte, nämlich mitten auf dem Börsenparkett in München.

13 Jahre Landesbank

Mit der Selbständigkeit sollte es noch ein Weilchen dauern, folgten doch nach dem Studium zunächst 13 Jahre in der Börsenabteilung der Bayerischen Landesbank. Doch am 1. Juli 1983 wagte sich Bader schließlich als Freimakler aufs damals tatsächlich noch vorhandene Parkett, wo er in einem ersten Schritt gerade mal drei nordamerikanische Aktien zum Handel feilbot.

Die Kursanzeigen wurden noch auf Schiefertafeln geschrieben, weshalb sich Baader selbst einmal als „einen aus der Kreidezeit der Börse“ beschrieben hat. Dass sein Geschäft schnell prosperierte, lag insbesondere am damals noch unterentwickelten Handel mit Auslandsaktien, für die es Baader verstand, das Währungsrisiko zu meistern. Also mauserte sich die 1983 ins Leben gerufene Baader Wertpapierhandelsbank schnell zum Marktführer für den Handel mit Auslandsaktien an deutschen Börsen. Andere Gattungen kamen rasch dazu.

Doyen des deutschen Börsenhandels

Bis heute sind es 930.000 Finanzinstrumente geworden, die Baader weltweit börslich und außerbörslich handelt. Durch die Rasanz dieser Entwicklung avancierte der Selfmademan schließlich zum Doyen des deutschen Börsenhandels. Und als die Büros in München aus allen Nähten platzten, folgte 2002 der Umzug in einen schicken Neubau in Unterschleißheim. Sechs Jahre später erhielt Baader eine Vollbanklizenz, Brokerage und Depotgeschäft kamen hinzu.

Doch nicht immer war Baader, der durchaus aufbrausend sein konnte, das Glück hold. So verließ ihn auch schon mal sein Spürsinn, etwa bei Engagements in Indien oder im Oman, wo er in den Nullerjahren kräftig danebenlag. Noch bevor der Patriarch 2015 den Vorstandsvorsitz an seinen Sohn Nico abgab, forcierte er den Ausbau des Investment Bankings. Auf einen Wechsel in den Aufsichtsrat verzichtete Baader, obwohl er gut 66% am Grundkapital der Bank hält.

Meinungsstark und stimmgewaltig

Bis heute kommt der Firmengründer, der immer noch dem Aufsichtsrat der Bayerischen Börse vorsitzt, regelmäßig ins Büro und hat dem Vernehmen nach nichts von seiner Meinungsstärke verloren. Dass er in seiner aktiven Zeit in der deutschen Börsenlandschaft stets Gehör fand, mag auch an seinem einstigen Nebenjob beim Bayerischen Rundfunk gelegen haben, wo das Timbre seiner Stimme geschult wurde. Baader arbeitete dort als Nachrichtensprecher und Moderator und hielt Thomas Gottschalk bei dessen erster Live-Sendung im Radio-Studio das Händchen. Am 21. Februar wird Baader 80 Jahre alt.

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