Ex-Postbank-Chef Strauß gestorben
Frank Strauß †
fed Frankfurt
Als er 2018 durch eine Verletzung am Bein gehandicapt war, ließ er es sich trotzdem nicht nehmen, den Impulsvortrag beim Retail-Bankentag in Frankfurt zu halten. Selbst mit Krücken meisterte der drahtige und sportliche Manager alle Wege und Treppen Richtung Podium problemlos – ebenso wie die zahlreichen Fragen des Publikums. Schließlich war der Retail-Bankentag quasi ein Heimspiel für Frank Strauß, das Geschäft mit den privaten Kunden seine Domäne. Ohne Dünkel, in seiner zugewandten und unkomplizierten Art, fand Strauß schnell einen Draht zu seinen Gesprächspartnern, ganz gleich ob Tagungsteilnehmer oder Kunden – oder auch Kollegen.
Im Alter von 19 Jahren startete der in Schleswig-Holstein geborene und im Sauerland aufgewachsene Strauß gleich zwei Karrieren parallel. 1989 stieg er als Stürmer in die Profimannschaft des Eishockey-Zweitligisten ECD Sauerland (heute: Iserlohn Roosters) auf. Im gleichen Jahr begann er die Ausbildung in der Filiale der Deutschen Bank in Iserlohn. Nachdem er das Privatkundengeschäft der Bank von der Pike auf gelernt hatte und einige Jahre als Berater tätig gewesen war, wechselte er in die Zentrale des größten deutschen Finanzkonzerns nach Frankfurt – und gleichzeitig auch den Eishockeyverein, in die Wetterau nach Bad Nauheim.
In den 2000er Jahren sammelte Strauß Auslands- und Führungserfahrung im indischen Mumbai. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er dann als Vorstand der Privat- und Geschäftskundenbank zuständig für den deutschen Markt. 2011 trat er ins Führungsgremium der Postbank ein, 2012 wurde er deren Vorstandschef – einen Posten, den er sechs Jahre lang innehatte. Zwischen 2017 und 2019 gehörte er schließlich dem Vorstand der Deutschen Bank an. Nach seinem Abschied vom Branchenprimus war Strauß als Business Angel tätig.
Frank Strauß ist in der vergangenen Woche „plötzlich und unerwartet“ im Alter von 54 Jahren gestorben. „Der viel zu frühe Tod von Frank Strauß erfüllt mich ebenso wie viele Kolleginnen und Kollegen bei der Deutschen Bank mit Bestürzung und tiefer Trauer“, sagt Vorstandschef Christian Sewing.
