Blackrock

Fink zeigt im Ukraine-Krieg politischen Instinkt

Als Chef der weltgrößten Fondsgesellschaft findet Larry Fink ein großes Publikum. Seinen Brief an die Aktionäre nutzt er, um einen Schulterschluss der Wirtschaft gegen Russland hervorzuheben.

Fink zeigt im Ukraine-Krieg politischen Instinkt

Von Jan Schrader, Frankfurt

Auch die Unternehmenswelt macht Politik. Larry Fink, Chef der weltgrößten Fondsadresse Blackrock, sieht die Wirtschaft jedenfalls in der Pflicht, ein Zeichen gegen Russland zu setzen. „Zugang zu Kapitalmärkten ist ein Privileg, kein Recht“, schreibt er in einem neuen Brief an die Aktionäre. Rasch habe der Privatsektor nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine die finanziellen Beziehungen gekappt, und zwar über die verhängten Sanktionen hinaus. „Blackrock hat sich verpflichtet, seinen Teil dazu beizutragen.“

Mit seinem jährlichen öffentlichen Brief begibt sich der Unternehmer auf eine Gratwanderung: Eine Fondsgesellschaft soll eigentlich eine unpolitische Organisation sein, die als Treuhänderin allein im Interesse ihrer Kunden auftritt. Zugleich präsentiert sich Fink aber als ein Manager mit Überzeugungen. In seinen viel beachteten Briefen hob er immer wieder hervor, dass sich die Wirtschaft wegen des Klimawandels tiefgreifend verändern müsse. In seinem Schreiben vom Januar, das offiziell an Unternehmenslenker gerichtet war, sprach er sich für einen Stakeholder-Kapitalismus aus, in dem Unternehmen auch für gesellschaftliche Gruppen Verantwortung übernehmen. Jetzt zeigt er sich über den Ukraine-Krieg erschüttert.

Zuhörer sind dem Unternehmer, den das US-Magazin „Forbes“ zu den Milliardären zählt, gewiss: Fink hatte Blackrock mit einigen Partnern vor 34 Jahren gegründet und hat als Ziehvater dieser Gesellschaft viel Macht. Sie verwaltet – wie zur Jahreswende ausgewiesen – ein Vermögen von 10 Bill. Dollar.

Geschickt windet sich Fink, dem eine Nähe zur Demokratischen Partei nachgesagt wird, um nicht mit der Rolle als Treuhänder in Konflikt zu geraten: Er macht einen Konsens für seine Position aus. „In den zurück­liegenden Wochen habe ich mit zahllosen Stakeholdern gesprochen, darunter unsere Kunden und Mitarbeiter, die alle verstehen wollen, was getan werden kann, um zu verhindern, dass Kapital nach Russland fließt.“ Die russische Invasion in der Ukraine bezeichnet er als „wirklich herzzerreißend“, die Aggression Russlands als „erbarmungslos“. Es sind Worte, die einem Appell gleichen. All das ist angesichts der Aggression Russlands verständlich – eine unpolitische Haltung gibt er damit aber auf.

Ende der Globalisierung

Der Kriegsbeginn markiert laut Fink einen tiefgreifenden Wandel – nicht nur für Geopolitik und Makroökonomie, sondern auch für die Kapitalmärkte. „Die russische Invasion in der Ukraine hat der Globalisierung, wie wir sie in den vergangenen drei Jahrzehnten erfahren haben, ein Ende gesetzt.“ Nicht nur Russland wird demnach von Märkten abgeschnitten. Unternehmen und Regierungen untersuchen laut Fink nun genauer, von wem sie abhängig sind. Lieferketten stehen aus seiner Sicht auf dem Prüfstand. Eine Folge ist demnach Inflation. Diesen Befund verknüpft Fink mit seinem Leib-und-Magen-Thema: dem Wandel der Energiewirtschaft. Da nun auch Energiesicherheit in den Fokus rücke, werde sich der Wandel zu grünen Energiequellen in vielen Teilen der Erde beschleunigen.

Das Schreiben garniert er mit einem Bekenntnis: „Ich glaube nach wie vor an die Vorteile der Globalisierung und an die Macht der globalen Kapitalmärkte.“ Aktionäre und Anleger werden da nicht widersprechen.

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