Ex-Chairman von Monte dei Paschi

Freispruch für Bankmanager Alessandro Profumo

Falsche Buchführung und Bilanzfälschung? Ein Berufungsgericht hat Alessandro Profumo, einst Chairman von Monte dei Paschi, von diesen Vorwürfen freigesprochen. Das ist wichtig für die Privatisierung der Bank.

Freispruch für Bankmanager Alessandro Profumo

Freispruch für Alessandro Profumo

Von Gerhard Bläske, Mailand

Nach dem Freispruch für Alessandro Profumo und Fabrizio Viola, Ex-Chairman und Ex-CEO der teilstaatlichen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS), hellen sich die Privatisierungsperspektiven des früheren Kriseninstituts weiter auf. Die beiden Ex-Manager wurde vor einem Mailänder Berufungsgericht in zweiter Instanz von den Vorwürfen der falschen Buchführung und Marktmanipulation entlastet. In erster Instanz waren beide im Oktober 2020 zu Gefängnisstrafen von sechs Jahren und Strafzahlungen von 2,5 Mill. Euro verurteilt worden, obwohl die Staatsanwaltschaft seinerzeit auf Freispruch plädiert hatte.

Große Erleichterung

Die beiden Ex-Banker reagierten erleichtert auf den erwarteten Freispruch und umarmten sich. Bei den ihnen ursprünglich zur Last gelegten Vorfällen ging es um die Bilanzen des Jahres 2015. Profumo, von 1997 bis 2010 CEO der HVB-Mutter Unicredit, war von 2012 bis 2015 Chairman der Monte dei Paschi. Schon zuvor waren in einem anderen Verfahren der frühere Generaldirektor Antonio Vigni und Chairman Giuseppe Mussari, die erstinstanzlich ebenso zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren, sowie weitere Manager ebenfalls freigesprochen worden.

Abenteuerliche Expansionspolitik

Die Bank, die durch eine abenteuerliche Expansionspolitik an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht worden war, musste 2017 vom Staat gerettet werden und kostete die Steuerzahler viele Milliarden Euro. Unter der Führung des seit Anfang 2022 amtierenden CEO Luigi Lovaglio und nach einer massiven Kapitalerhöhung weist die Monte dei Paschi inzwischen eine sehr stabile Eigenkapitalquote (CET 1) von 16,7% auf und steuert auf einen Jahresgewinn von mehr als 1,1 Mrd. Euro zu. Der Staat hatte kürzlich einen Anteil von 25% verkauft und seine Beteiligung auf 39% reduziert. Es wird spekuliert über eine Verschmelzung mit einem anderen Institut. Als Favoriten gelten Italiens drittgrößte Bank BPM, die an diesem Dienstag ihren neuen Strategieplan vorstellt, sowie die Nummer vier BPER.

Der Freispruch der beiden Ex-Banker verbessert die Chancen für die Bildung einer neuen Großbank mit der Monte dei Paschi, weil sich auch die Risiken aus Rechtsstreitigkeiten verringern dürften und das Institut vermutlich einen weiteren Teil der dafür gebildeten Rückstellungen auflösen kann.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.