BayernLB-Chef Stephan Winkelmeier

Frühaufsteher mit Doppelaufgabe

Seit vergangenem Dezember ist Stephan Winkelmeier nicht nur Vorstandsvorsitzender, sondern auch Finanzvorstand der BayernLB. Es gibt ein paar Gründe, warum er sich zutraut, diese doppelte Belastung zu bewältigen.

Frühaufsteher mit Doppelaufgabe

Frühaufsteher mit Doppelaufgabe

Von Joachim Herr, München

Stephan Winkelmeier steht früh auf – auch am Wochenende. „Der Hund muss raus“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Landesbank mit einem Lächeln. Aber es ist nicht nur das Haustier, das ihn um half fünf Uhr morgens aus dem Bett treibt. In den frühen Stunden des Tages kann er in Ruhe arbeiten, ehe sich werktags von 8 Uhr an die Telefonate und Termine häufen.

Seit Dezember des vergangenen Jahres hat Winkelmeier mehr zu tun. Er ist nicht nur CEO, sondern auch Finanzvorstand der BayernLB. An seiner Doppelfunktion soll sich auch nichts ändern. Auf die Frage, wie er das stemmt, verweist er auf „gute Teams“. Er könne sich auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen. Viele seien schon seit langem dabei, die Besetzung stabil.

Eigenverantwortung und Mut

Und Winkelmeier delegiert Aufgaben und Verantwortung. Er sei alles andere als ein Kontrollfreak, wird in der Bank bestätigt. Vielmehr fordere er sogar ein, Spielräume für Entscheidungen zu nutzen. Zudem meistert der vor 58 Jahren in Regensburg geborene Betriebswirt die Doppelaufgabe wohl auch, weil er schon einmal Finanzvorstand der BayernLB gewesen ist. Das war von 2010 bis 2014. Es folgte eine kurze Station als Geschäftsführer einer mittelständischen Beteiligungsgesellschaft, ehe er 2015 zur FMS Wertmanagement des Bundes wechselte und dort Vorstandssprecher wurde.

Im Juli 2019 kehrte er als Vorstandsvorsitzender zur Landesbank zurück. Seitdem hat sich dort an der Arbeitskultur einiges geändert – nicht nur mit dem Appell zur Eigenverantwortung und zum Mut, auch mal kleinere Fehler zu riskieren. In der BayernLB darf jeder jeden duzen. Der informelle Umgang soll dazu beitragen, Hierarchiegrenzen leichter zu überschreiten. Eine strenge Kleiderordnung gibt es nicht, die Bank schenkt den Mitarbeitern sogar weiße Adidas-Sneaker mit dem Logo der BayernLB.

Frühstück mit Mitarbeitern

Auch ein Frühstück mit einem Vorstand in kleiner Runde oder ein Mittagessen sollen den Austausch und das Verständnis füreinander vertiefen – vom Spitzenmanager bis zum Azubi. Winkelmeier hatte vor seinem Studium selbst eine Banklehre gemacht und seine Karriere 1994 als Trainee in der Bayerischen Vereinsbank begonnen.

Der respektvolle Umgang mit allen Mitarbeitern täuscht freilich nicht über Winkelmeiers Ambitionen für die Bank hinweg: zu wachsen, zu investieren und die Kapitalkosten zu verdienen. Stets mahnt er jedoch zu Bescheidenheit und Demut. Nach dem Beginn der Finanzkrise 2008 stand die BayernLB am Abgrund, vor allem wegen des Desasters der übernommenen Hypo Alpe Adria in Österreich. Ohne Milliardenhilfe des Freistaats wäre sie nicht zu retten gewesen. Mittlerweile erscheint diese Zeit wie ein böser Traum.

„Wir werden nicht übermütig“

2024 hat die BayernLB zum vierten Mal in Folge das Jahresergebnis gesteigert: Vor Steuern waren es 1,58 Mrd. Euro. Mit diesem Rekordwert haben die Münchner auch die anderen Landesbanken wie in den Vorjahren übertrumpft. Winkelmeier dämpft aber jeglichen Anflug von Überschwang: „Wir werden nicht übermütig.“

Die stattlichen Erträge mit steigender Dividende für die beiden Gesellschafter – den Freistaat und die bayerischen Sparkassen – sowie die solide Kapitalausstattung erleichtern Winkelmeier freilich die Doppelbelastung als CEO und CFO. Nachdem die Bank ihre Struktur gestrafft hat, was mit einem Stellenabbau einherging, ist ein umfangreiches IT-Projekt die offensichtlich einzige große Baustelle der BayernLB.

Mehr Zeit und höhere Kosten

Schwerpunkt dieses Vorhabens sind die Themen Finanzen, Risiko und Regulatorik. Die Bankenaufsicht verlangt, dass die Institute schneller Daten liefern. Doch das Projekt mit dem Namen „Kopernikus“ dauert deutlich länger und kostet die BayernLB erheblich mehr als erwartet: „Wir kämpfen enorm damit“, gibt Winkelmeier zu. Aus den geplanten Kosten in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags wird nun ein mittlerer dreistelliger. Um die Probleme zu begrenzen, fiel im vergangenen Herbst die Entscheidung, dass sich Finanz- und IT-Vorstand Markus Wiegelmann ganz auf sein zweites Aufgabenfeld konzentriert. Winkelmeier übernahm das CFO-Ressort, Wiegelmann will noch bis zur Jahresmitte „Kopernikus“ voranbringen und wird dann die Bank verlassen.

Winkelmeier könnte noch mindestens vier Jahre an der Spitze der BayernLB stehen. Im Sommer 2023 verlängerte der Aufsichtsrat seinen Vertrag um fünf Jahre bis Mitte 2029. Dann wird er 62 Jahre alt. Außerhalb der Bank engagiert er sich für eine Bürgerstiftung in seinem Wohnort Vaterstetten am Ostrand von München. Die Stiftung unterstützt soziale und karitative Projekte der Gemeinde. Von dort fährt Winkelmeier gern mit dem Motorrad – manchmal auch am frühen Morgen zur Landesbank in der Münchner Innenstadt.

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