Die 2018 aus dem Verkauf der HSH Nordbank an Finanzinvestoren um Cerberus und JC Flowers hervorgegangene Hamburg Commercial Bank (HCOB) verkleinert mit dem Ausscheiden von Chief Clients & Products Officer Dr. Nicolas Blanchard (52) ihren Vorstand auf vier Mitglieder. Wie das Institut mitteilte, hat Christopher Brody (52), seit dem 1. Juli 2019 Chief Investment Officer der Bank, zum 1. April 2021 die Verantwortung für das gesamte Kundengeschäft übernommen.

Dem Wunsch des gebürtig aus Genf stammenden Marktvorstands Blanchard, den zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, habe er mit Bedauern zugestimmt, sagte HCOB-Aufsichtsratchef Juan Rodriguez Inciarte. Der promovierte Rechtsanwalt Blanchard war kurz nach der Privatisierung der früheren Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein im Dezember 2018 Vorstandsmitglied der HCOB geworden. Blanchard habe mit Kunden und Geschäftspartnern „stets und gerade während der Restrukturierung sowie in der Pandemie einen von Vertrauen, Akzeptanz und Wertschätzung geprägten Dialog geführt“, erklärte Inciarte. Bis Ende des Jahres werde Blanchard der Bank als Berater zur Verfügung stehen.

Die HCOB strebt bis Anfang kommenden Jahres den Übertritt vom öffentlich-rechtlichen Sicherungssystem in den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) an. Den in den vergangenen Jahren forcierten Kurs der Schrumpfung und Effizienzsteigerung hat die Bank, die ihre Chance als Spezialfinanzierer in Nischen sieht, noch nicht abgeschlossen. Mit der Steuerung des gesamten Vertriebs durch Brody werde die Bank für die Zukunft schlanker aufgestellt, die Profitabilität weiter ausgebaut und Synergien würden gehoben, sagte Aufsichtsratschef Inciarte.

Brody war nach Stationen bei Cerberus, bei der von 2007 von Cerberus übernommenen und später an die Börse gebrachten österreichischen Bawag P.S.K. sowie bei einem amerikanischen Family Office zur HCOB gekommen. Als Chief Investment Officer führte der Amerikaner bereits die Segmente Immobilienkunden sowie Diversified Lending, wo die HCOB ihr internationales Kreditgeschäft bündelt. Hinzu kommen nun Projektfinanzierung für die Bereiche erneuerbare Energien und Infrastruktur, das Schifffahrtssegment, ein fokussiertes Firmenkundengeschäft sowie die Syndizierungsaktivitäten der Bank.

Anlässlich der Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts 2020 am Freitag unterstrich die Bank, es bestünden aus heutiger Sicht „keine Zweifel“ daran, dass man die 2020 erreichten starken Finanzkennzahlen für den Eintritt in den BdB im laufenden Jahr behaupten könne. Derzeit stellt die HCOB wie schon bei der Präsentation vorläufiger Zahlen zum vorigen Geschäftsjahr im Februar einen moderat höheren Konzerngewinn als 2020 (102 Mill. Euro) in Aussicht. Ersten Berechnungen zu­folge lag der Gewinn im ersten Quartal mit rund 40 Mill. Euro über Plan.