Für HAL-Chef Bentlage ist Rückzug kein Thema
Für HAL-Chef Bentlage
ist Rückzug kein Thema
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Pressekonferenzen, zumal spontan einberufene, sind seltener geworden seit der Corona-Pandemie. Ein bisschen fühlte es sich deshalb wie eine Reise mit der Zeitmaschine an, als ABN Amro im vergangenen Sommer im Hause ihrer Tochter Bethmann Bank über die erst wenige Stunden zuvor bekannt gegebene Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) informierte. Umso befremdlicher wirkte es, dass ausgerechnet HAL-Vorstandschef Michael Bentlage auf dem Podium fehlte, der Manager, der die Privatbank in den vergangenen Jahren trotz widriger Marktbedingungen zu beachtlicher Größe gebracht hat.
Vornehmes Schweigen
Sofort schossen die Spekulationen ins Kraut. Im Urlaub überrumpelt worden? Ein Konflikt mit den künftigen Eigentümern? Bis heute schweigen die beteiligten Institute und ihre Berater sich vornehm dazu aus. Hinter vorgehaltener Hand ist jedoch die Rede von einem Missverständnis mit dem Verkäufer, dem chinesischem Mischkonzern Fosun, der sich weit weg von den Befindlichkeiten des Finanzplatzes bewegt. Dass sich die Niederländer zumindest nach außen bislang bedeckt halten, ob sie Bentlage halten wollen, ist dem Zeitplan geschuldet. Das Closing der Transaktion steht erst im zweiten Quartal zu erwarten. Zwischen der Pressekonferenz und dem Tag, an dem alle Behörden grünes Licht gegeben haben, werden mindestens 12 Monate vergangen sein. Vorher sind aber keine fusionsbedingten Personalentscheidungen möglich.
Keine Ambitionen auf internationale Konzernkarriere
Und Bentlage? Gibt sich betont gelassen. Sollte ihn die unglückliche Situation in den Tagen vor der Fußball-Europameisterschaft im Sommer nachvollziehbarerweise gekränkt haben, lässt er sich das zumindest nicht anmerken.
Bentlage ist jetzt 60 geworden. Das sei kein Alter, in dem man in seiner Situation noch auf eine internationale Konzernkarriere in Amsterdam spekuliere, sagte der sportlich wirkende Manager jüngst im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Dafür hätte der Eigentümerwechsel früher kommen müssen – aber da standen beide Institute noch nicht da, wo sie heute stehen.
Großkonzerne hat der gebürtige Augsburger zudem schon von innen gesehen. Bevor er im Jahr 2009 in München Partner bei der damals noch als Hauck Aufhäuser firmierenden Privatbank wurde, war er unter anderem für die Allianz und die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank tätig, eines der beiden Vorgängerinstitute der HypoVereinsbank, die heute zu Unicredit gehört.
An Rückzug denkt Bentlage allerdings auch nicht. Nach der Verlängerung im vergangenen Sommer läuft sein Vertrag noch bis Ende 2028. Er sei bereit, ihn auch unter den neuen Eigentümern zu erfüllen.
Assetmanager aus Leidenschaft
Bentlage ist studierter Wirtschaftsinformatiker und Vermögensverwalter aus Leidenschaft. Obwohl das Assetmanagement nur knapp 10% der Bruttoertragsmarge erwirtschaftet, ist es aus seiner Sicht kein Luxus, ein Team von fast 60 Leuten in dem Geschäftsfeld zu unterhalten. „Das Assetmanagement ist ein wichtiger Motor für das Private Banking“, sagt Bentlage, wohl wissend, dass dies ein Alleinstellungsmerkmal von HAL ist. Dass der Bereich mit eigenen Kunden eigene Erträge erwirtschaftet, ist ihm ein Herzensanliegen.