Fürsprecher einer fairen Globalisierung
Fürsprecher einer fairen Globalisierung
fed Frankfurt
Der amtierende Sparkassenpräsident Ulrich Reuter hat Horst Köhler als „außerordentlichen Menschen“ gewürdigt. Da wird ihm, da kann ihm niemand widersprechen. Umtriebig – und zwar im besten Sinne des Wortes – hat Köhler verantwortliche Führungspositionen ausgeübt, die im Grunde für drei Berufsleben reichen würden. Während der deutschen Besatzung in Skierbieszów, einer Ortschaft im heutigen Polen, geboren, verbrachte Köhler seine Kindheit in Flüchtlingslagern, bevor er das Gymnasium in Ludwigsburg besuchte und in Tübingen Volkswirtschaft studierte.
Nach seiner Promotion war er im Bundeswirtschaftsministerium, in der schleswig-holsteinischen Staatskanzlei und schließlich im Bundesfinanzministerium tätig. Dort stieg er zum Staatssekretär und Nachfolger des späteren Bundesbankchefs Hand Tietmeyer auf, eine Position, in der er maßgeblich Verträge der europäischen Einigung (Maastricht) und der deutschen Einigung verhandelte.
1993 wechselte Köhler an die Spitze des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). In seiner Amtszeit als Sparkassenpräsident zählte Köhler zu den Architekten der Fusion von Deutscher Girozentrale und Deka zur neuen DekaBank.
Seine folgenden beruflichen Stationen waren nicht minder anspruchsvoll. Köhler wurde zunächst Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London und anschließend der Geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds. Dass der IWF-Chef Köhler seine kritische Distanz zu den Akteuren an den Finanzmärkten bewahrte, belegen Jahre später seine scharfzüngigen Äußerungen in der Finanzkrise, als er monierte, die internationalen Kapitalmärkte hätten sich zu einem „Monster“ entwickelt – sie müssten in die Schranken gewiesen werden.
Lag es am nüchternen Auftritt Köhlers oder daran, dass weder Osteuropabank noch Währungsfonds seinerzeit einen besonderen Stellenwert in der breiten Öffentlichkeit in Deutschland hatten: Als Köhler 2004 für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen wurde, fragte die Bild-Zeitung in dicken Lettern: Horst Wer?“ Später wurde er vom selben Blatt als „Super-Horst“ bezeichnet.
Seine Amtszeit als Bundespräsident fand 2010 ein jähes Ende, nachdem Köhler mit einer Aussage über den deutschen Einsatz in Afghanistan Kritik ausgelöst hatte und im Zuge der Debatte bei Bundeskanzlerin Angela Merkel seinen Rücktritt einreichte.
Nicht nur während seiner Amtszeiten in den verschiedenen finanz- und wirtschaftspolitischen Positionen, sondern auch in den Jahren nach seiner Zeit als Bundespräsident setzte sich Köhler vor allem für die Idee einer „globalen Partnerschaft“ als Leitmotiv nationaler und internationaler Politik ein, also für eine faire Globalisierung - und damit einhergehend für eine Stärkung des Multilateralismus und die Verfolgung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Das besondere Augenmerk galt dabei dem afrikanischen Kontinent und der Bekämpfung von Hunger und Armut.
Das Bundespräsidialamt hat mitgeteilt, dass Prof. Dr. Horst Köhler am Samstagmorgen im Alter von 81 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in Berlin verstorben ist.