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Fusion am Beratermarkt: Mercer übernimmt HKP Group

Die Unternehmensberatung HKP Group wird Teil von Mercer Deutschland. Für HKP hatte sich zuletzt die fehlende globale Aufstellung als Wachstumshemmnis erwiesen. Künftig gibt es deutlich mehr Möglichkeiten zur Vernetzung. Im Portfolio der neuen Konzernfamilie liegt auch das Beratungshaus Oliver Wyman.

Fusion am Beratermarkt: Mercer übernimmt HKP Group

Für die HKP Group beginnt ein neues Kapital: Das 2011 von Michael H. Kramarsch gegründete Beratungshaus mit Fokus auf Personalmanagement, Vergütung und Corporate Governance wird künftig Teil von Mercer. Zur HKP Group gehören mehr als 100 Beschäftigte, darunter rund 30 Partner und Mitarbeiter-Aktionäre. Mercer Deutschland ist Teil des US-Konzerns Marsh McLennan und berät zu betrieblicher Altersversorgung, Personalstrategien und Vergütung. In Deutschland beschäftigt Mercer gut 700 Menschen, davon arbeiten etwa 100 im Career-Bereich, wo die HKP Group andocken wird. Mercer erwartet, dass „mehr als 100 Mitarbeitende“ von dem Frankfurter Beratungshaus wechseln werden.

Gründer und Managing Partner Kramarsch ist der Mann hinter der HKP Group. Er wird die Integration in den Career-Bereich bei Mercer als Teil des europäischen Führungsteams begleiten, zugleich wird er Mitglied der Geschäftsleitung von Mercer Deutschland. „Es wird dann einen Zeitpunkt geben, wo ich mich eher in eine beratende Rolle begebe“, stellt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung bereits in Aussicht. Wann genau es so weit sein wird, verrät der 54-Jährige noch nicht. Er könne sich allerdings vorstellen, noch einmal unternehmerisch tätig zu werden oder sich in Aufsichtsräten zu engagieren.

Michael H. Kramarsch hat die HKP Group 2011 gegründet.
Michael H. Kramarsch hat die HKP Group 2011 gegründet. Foto: HKP Group
HKP Group

Der gebürtige Österreicher ist bereits über seine 2010 gegründete Investmentgesellschaft Merlin an mehr verschiedenen Start-ups beteiligt, sein Schwerpunkt sind Investments in HR-Tech-Firmen. Kramarsch arbeitete unter anderem als Managing Director bei Neumann Consulting und als Managing Partner bei Towers Watson, bevor er mit 40 Jahren die HKP Group gründete. Der umtriebige Manager ist zudem Gründungsmitglied und Vorsitzender des Vorstands der Vereinigung unabhängiger Vergütungsberater (VUVB) und ist Dozent in Aus- und Weiterbildungsprogrammen für Führungskräfte und Aufsichtsräte.

Die HKP Group zu verkaufen habe strategische Gründe, sagt er: „Wir haben eine schöne Erfolgsgeschichte hingelegt, aber bei großen Projekten hat sich zunehmend die fehlende Internationalität als Hemmschuh erwiesen.“ Nach einem Strategieprozess im vergangenen Jahr sei das Ergebnis gewesen, „dass wir dies allein nicht sinnvoll adressieren können“.

Seit Juli waren wir gewissermaßen verlobt.

Michael H. Kramarsch über die Annäherung von HKP Group und Mercer

Auch Private-Equity-Investoren haben Kramarsch zufolge Interesse an dem Consulting-Haus bekundet, diese Idee habe man seitens der HKP Group jedoch schnell verworfen. In Mercer sieht Kramarsch einen Partner, „der von der Aufstellung und Kultur her zu uns passt“. Martin Haep, CEO von Mercer Deutschland, spricht sogar vom „Perfect Fit“. Nach intensivem Austausch, auch auf Partner-Ebene, seien beide Seiten im Juli in engere Verhandlungen eingetreten. „Seit Juli waren wir gewissermaßen verlobt“, sagt Kramarsch. In dieser Woche wurde nun die Übernahmevereinbarung unterzeichnet. Zu Kaufpreis und Bewertung macht der künftige Alleineigentümer Mercer keine Angaben.

Martin Haep ist CEO von Mercer Deutschland.
Martin Haep ist CEO von Mercer Deutschland. Foto: Tim Wegner/Mercer Deutschland
Tim Wegner

Mangelnde Internationalität dürfte künftig jedenfalls kein Thema mehr sein: Mercer zählt weltweit rund 25.000 Beschäftigte in mehr als 40 Ländern. Wenn sich wie erwartet gut 100 Kolleginnen und Kollegen der HKP Group zum Wechsel entschließen, würden sie die Personalstärke im Mercer-Career-Bereich in Deutschland verdoppeln. Ein sechsköpfiges Team, paritätisch besetzt mit Beschäftigten beider Transaktionspartner, soll die Integration steuern.

Zunächst soll die HKP Group auch als Marke erhalten bleiben, eine langfristige Entscheidung ist zu dem Thema noch nicht getroffen worden. „Unabhängig von den rechtlichen Strukturen ist es entscheidend, dass wir thematische Einheiten bilden, in denen die Menschen gut zusammenarbeiten können“, betont Haep. „Die Geschäftsmodelle des Career-Bereichs und der HKP Group werden wir komplett zusammenführen.“ Der 56-Jährige sieht den Zukauf als „Wachstumscase“. Strategisches Ziel sei es, die „führende People-Beratung“ zu werden. Die Ansätze von Mercer Career und HKP würden sich gut ergänzen: „Wir adressieren beispielsweise häufig die HR-Abteilungen, HKP ist stark in der Ansprache von Aufsichtsräten“, erklärt Haep.

Es gibt es ganz klar Brücken zu Oliver Wyman.

Martin Haep, CEO Mercer Deutschland

Innerhalb des Konzernportfolios der Mercer-Mutter Marsh McLennan eröffnen sich noch weitere Kooperationsmöglichkeiten. Zum Konzern gehört – neben dem Versicherungsmakler Marsh und dem Rückversicherungsspezialist Guy Carpenter – auch die Unternehmensberatung Oliver Wyman. „Es gibt es ganz klar Brücken zu Oliver Wyman“, sagt Haep. In der Vernetzung von People- und Strategieberatung sieht er einen Wachstumshebel. In beiden Bereichen gehe es in Mandaten häufig darum, Veränderungsprozesse in Unternehmen zu begleiten. „Da lassen sich noch viele Angebote schaffen“, ist Haep überzeugt. Sowohl Oliver Wyman als auch die HKP Group seien zudem stark im Finanzsektor positioniert.

Die Begleitung einer Transformation im eigenen Haus könne jedoch auch für zwei Unternehmen, die eine führende People-Beratung formen wollen, zur Herausforderung werden, räumt HKP-Gründer Kramarsch ein. „Die Beschäftigten sind bei einem Beratungshaus die zentralen Assets, sie müssen für sich eine Perspektive sehen“, betont er. Wie gut dies gelingt, könne man erst mit etwas zeitlichem Abstand beurteilen. „Einen HR-Berater müssen wir aber sicherlich nicht engagieren.“

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