Audi

Geburts­tag auf der Anklage­bank

Rupert Stadler wird am 17. März dieses Jahres 60 Jahre alt. Der frühere Audi-Chef steht wegen des 2015 aufgeflogenen Dieselabgasbetrugs seit zweieinhalb Jahren als Angeklagter vor Gericht.

Geburts­tag auf der Anklage­bank

sck – Rupert Stadler hatte im Volkswagen-Reich eine steile Karriere gemacht. Der aus einem Dorf unweit von Ingolstadt stammende Betriebswirt (FH) trieb vor allem den Aufstieg von Audi unter der Ägide von Ferdinand Piëch mit voran. Der smarte Manager gewann das Vertrauen des damaligen Firmenpatriarchen. Martin Winterkorn, der einst sehr eng mit dem Oberhaupt der Unternehmer­familie zusammenarbeitete, galt als Stadlers Förderer.

Abstieg mit Dieselskandal

Nach einigen Jahren im Vorstand von Audi mit Ressortverantwortung für die Finanzen stieg Stadler Anfang 2007 zum Vorstandsvorsitzenden der Oberklasse-Autoschmiede auf. Seinerzeit folgte er auf Winterkorn, der das Lenkrad des Mutterkonzerns übernahm. Stadlers Ernennung zum CEO glich einem Traditionsbruch beim kleineren BMW-Herausforderer. Der verheiratete Vater von zwei Kindern stammte aus dem kaufmännischen Bereich. Zuvor installierte Audi jahrelang an der Spitze des Unternehmens Ingenieure.

Für Stadler lief zunächst alles weiter in geordneten Bahnen. Er präsentierte Rekordwerte bei Absatz, Umsatz und Gewinn. Zeitweise galt er als Nachfolgekandidat von Winterkorn an der Spitze von VW. Doch es kam anders. Im September 2015 erschütterten die aufgeflogenen Dieselabgasmanipulationen Europas größten Automobilhersteller. Nach wenigen Wochen stand Stadler selbst im Rampenlicht der Affäre, stellte sich doch heraus, dass Audi einen Großteil der von den Machenschaften betroffenen Motoren entwickelte und auch für andere Konzernmarken – darunter Porsche – produzierte.

Der CEO selbst wollte von den Manipulationen nichts gewusst haben. Er schob die Verantwortung auf die Ingenieure. Mit dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit und der Justiz verlor Stadler das Vertrauen der Unternehmensfamilien Porsche und Piëch. Im Oktober 2018 setzte der Aufsichtsrat ihn ab. Stadler wurde von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt und später von den Strafermittlern angeklagt. Der Prozess gegen ihn vor dem Landgericht München begann Ende September 2020. Das Mammutverfahren geht nunmehr zweieinhalb Jahre. Ein Urteil könnte das Gericht im Frühsommer 2023 fällen. Stadler wird diesen Freitag 60 Jahre alt.

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