Traditionsunternehmen

Generations­wechsel in Italien braucht seine Zeit

Die Senioren in Italiens Unternehmen können einfach nicht loslassen – ob in der Politik oder in der Wirtschaft. Es wimmelt von über 70-Jährigen. Luciano Benetton ist 86, Giorgio Armani wird demnächst 87, Leonardo Del Vecchio, Großaktionär des...

Generations­wechsel in Italien braucht seine Zeit

Von Gerhard Bläske, Mailand

Die Senioren in Italiens Unternehmen können einfach nicht loslassen – ob in der Politik oder in der Wirtschaft. Es wimmelt von über 70-Jährigen. Luciano Benetton ist 86, Giorgio Armani wird demnächst 87, Leonardo Del Vecchio, Großaktionär des Brillenriesen EssilorLuxottica, ist 86 und Silvio Berlusconi, der zumindest als Politiker noch dabei ist, 85. Ex-Ferrari- und Fiat-Chef Luca de Montezemolo ist vergleichsweise jung und hat mit 73 gerade den Flixbus-Konkurrenten Itabus mit gegründet. Pirelli-Boss Marco Tronchetti Provera, derzeit 73, will mit 75 abtreten – sagt er zumindest.

Doch ganz kann die alte Generation die Zeitläufte nicht ignorieren. Es gibt jüngere Manager, doch nur wenige davon sind außerhalb Italiens bekannt. John Elkann, Chef von Exor, der Holding der Familien Agnelli-Elkann, und Enkel des „Avvocato“ Gianni Agnelli, gehört dazu. Der 45-Jährige ist Chairman des Autokonzerns Stellantis und von Ferrari und hat das Vermögen der Aktionäre der Unternehmen kräftig gemehrt. Vorübergehend ist er gar CEO von Ferrari und hat gerade den in Italien bisher fast unbekannten Chip-Experten Benedetto Vigna (52) von STMicroelectronics als neuen Chef für den Autohersteller geholt.

Mit Marina Caprotti ist jetzt eine 43-Jährige an die Spitze der Supermarktkette Esselunga gerückt. Bei Berlusconis Medienkonzern Mediaset hat schon länger Pier Silvio Ber­lus­coni (52) das Zepter übernommen, und beim Verlagshaus Mondadori hat seine Schwester Marina (54) das Kommando. Vater Silvio werden indes Ambitionen auf das Amt des Staatspräsidenten nachgesagt.

Giovanni Ferrero (56), Chef des gleichnamigen Süßwarenriesen, war ursprünglich nicht für den Posten vorgesehen. Er musste ran, nachdem sein Bruder Pietro 2011 ums Leben kam. Der reichste Mann des Landes, der das Unternehmen in vierter Generation führt, schreibt eigentlich lieber Bücher. Doch er macht seine Arbeit gut, bei Ferrero hat er dort auch dank Übernahmen eine neue Wachstumsphase eingeleitet. Nicht mehr ganz jung sind Guido Barilla (62) vom gleichnamigen Pasta-Produzenten und Gian Luca Rana, Jahrgang 1965, (ebenfalls Nudeln), die seit einigen Jahren an der Spitze ihrer Unternehmen stehen.

Bei den Benettons zieht zwar noch immer Luciano die Fäden. Doch mit Sabrina, Tochter seines verstorbenen Bruders Gilberto, die sich allerdings zuletzt aus dem Verwaltungsrat der Familienholding Edizione zurückgezogen hat, sowie mit Luciano-Sohn Alessandro stehen potenzielle Nachfolger bereit.

Relativ jung ist die 2007 in Turin gegründete Gastronomie- und Einzelhandelskette Eataly. Gründer Oscar Farinetti hat für italienische Verhältnisse schon früh die operative Führung abgegeben: Mit 65 machte er Anfang 2020 Sohn Nicola, damals 35, zum CEO. Oscar Farinetti entwickelt nun mit den beiden anderen Söhnen Andrea und Francesco nachhaltige Konzepte wie das Ökokaufhaus Green Pea.

Für italienische Verhältnisse blutjung ist Andrea Recordati (49), der an der Spitze des gleichnamigen Pharmaunternehmens steht. Doch generell dauert der Generationswechsel in Italien.