Artisan Partners

Großaktionär setzt Credit-Suisse-Chef unter Druck

Credit-Suisse-Großaktionär Artisan Partners will einen Nachfolger für Konzernchef Thomas Gottstein finden. Es gäbe keinen Grund, warum Gottstein die Schweizer Großbank weiter leiten sollte.

Großaktionär setzt Credit-Suisse-Chef unter Druck

Reuters

Credit-Suisse-Großaktionär Artisan Partners fordert Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann auf, einen Nachfolger für Konzernchef Thomas Gottstein zu suchen. Unter der Leitung Gottsteins sei es bei der Schweizer Großbank nicht gut gelaufen, sagte Fondsmanager David Samra. „Es gibt keinen Grund, wieso jemand wie er vernünftigerweise in seiner Rolle bleiben sollte.“ Artisan, die Angaben von Refinitiv zufolge rund 1,5 % an Credit Suisse hält und damit zu den zehn größten Eignern gehört, ist der erste bedeutende Aktionär, der Gottstein öffentlich die Unterstützung entzieht.

Credit Suisse machte in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit einer Reihe von Fehlschlägen Schlagzeilen. Nach einem milliardenhohen Verlust mit dem Hedgefonds Archegos, der Notschließung der Greensill-Fonds sowie Bestechungs- und Be­trugsverfahren hat die Bank inzwischen zwar die Risiken zurückgefahren, bekommt das aber auch in mauen Erträgen zu spüren. An der strategischen Ausrichtung auf Millionäre und Milliardäre nahm Lehmann bisher keine Korrekturen vor, mit der Auswechslung von langjährigen Spitzenmanagern setzte er aber ein erstes Zeichen. Lehmann mache, was notwendig sei, um das Vertrauen in die Konzernspitze wiederherzustellen, sagte Samra. So würden die Posten des Finanzchefs und des Rechtschefs in neue Hände gelegt. „Der CEO ist das letzte Fragezeichen, ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit.“

Gottstein wurde im Februar 2020 hastig auf den Schild gehoben, nachdem sein Vorgänger über einen Beschattungsskandal gestolpert war. Inzwischen ist er das einzige Mitglied der damaligen Konzernleitung, das noch nicht abberufen wurde. „Der Verwaltungsratspräsident hat Thomas Gottstein klar sein Vertrauen ausgesprochen“, sagte ein Credit-Suisse-Sprecher. „Daran hat sich nichts geändert.“

Ein anderer Großaktionär, Harris Associates, hält sich bedeckt. Anlagechef David Herro sagte, es liege am Verwaltungsrat, über die Zukunft von Gottstein zu entscheiden. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte Ende vergangener Woche berichtet, dass das Gremium erste Gespräche geführt habe, um Gottstein möglicherweise bereits in diesem Jahr zu ersetzen.

Die Aktionäre sind in den letzten Monaten in Scharen aus Credit-Suisse-Aktien geflohen. Seit Gottsteins Amtsantritt hat das Papier die Hälfe an Wert verloren. Nach Einschätzung des Stimmrechtsberater Actares seien Skandale und Rechtsfälle aus der Vergangenheit noch nicht ausgeräumt. „Gottstein trägt eine Mitverantwortung“, erklärte Co-Geschäftsführerin Karin Landolt. Ein neuer Konzernchef bringe das Institut aber nicht automatisch auf die Erfolgsspur zurück. Die Bank habe ein Problem mit der Unternehmenskultur.

Es sei sehr schwierig, die richtige Person für den Chefposten der Credit Suisse zu finden, sagt Samra, dessen Firma seit Jahren ein bedeutender Aktionär des CS-Rivalen UBS ist. Es gebe keine offensichtlichen Kandidaten, der kompetent und gewillt sei, den Job zu übernehmen. „Und wir haben mit vielen Führungskräften in der Branche gesprochen. Ich glaube also, dass das im Moment Axels schwierigste Aufgabe ist.“

Organisation vereinfachen

Artisan sei bei Credit Suisse nach dem von Archegos und Greensill ausgelösten Kurssturz eingestiegen, weil das Fondshaus von dem Erfolgsausweis des im Januar zum Rücktritt gedrängten Präsidenten António Horta-Osório überzeugt gewesen sei, sagte Samra. Zudem habe der Portugiese die richtige Strategie gewählt, die die Investmentbank vor allzu starken Einschnitten bewahrte. Er wolle der Bank zwei bis drei Jahre Zeit geben, um diese Strategie umzusetzen, bevor drastischere Maßnahmen erwogen würden. Entscheidend sei dabei die richtige Führung.

„Wenn man aber nicht die richtigen Leute hat, um das Geschäft zu führen, und keine Fortschritte macht, dann sollte man über eine Vereinfachung der Organisation nachdenken“, sagte Samra. Das könne bedeuten, sich von bestimmten Geschäftsbereichen zu trennen, sie als eigenständige Firmen an die Börse zu bringen oder einen Zusammenschluss mit einer Schweizer oder US-Bank anzupeilen.