Volvo

Håkan Samuelsson 70

In einem Alter, in dem andere ehemalige hochkarätige Führungskräfte längst im Ruhestand weilen, ist der 69-jährige Håkan Samuelsson immer noch beruflich sehr aktiv. Der Schwede führt den Autohersteller Volvo Cars als CEO seit nunmehr neuneinhalb...

Håkan Samuelsson 70

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In einem Alter, in dem andere ehemalige hochkarätige Führungskräfte längst im Ruhestand weilen, ist der 69-jährige Håkan Samuelsson immer noch beruflich sehr aktiv. Der Schwede führt den Autohersteller Volvo Cars als CEO seit nunmehr neuneinhalb Jahren. Der studierte Ingenieur trimmt das Unternehmen konsequent auf das Zeitalter der Elektromobilität. Im Sommer 2018 hatte der Verwaltungsrat seinen Vertrag um zwei Jahre bis 2022 verlängert.

Samuelsson wird also noch für eine überschaubare Zeit in der Automobilindustrie mit tonangebend sein. Dieser Tage drückten er und seine Kollegen aus der obersten Führungsetage des Konzerns bei der Modernisierung des Fahrzeugangebots aufs Tempo. Von 2030 an will das 1927 gegründete Traditionsunternehmen mit der starken Marke nur noch rein batterieelektrisch angetriebene Autos produzieren.

Der Vorstand um Samuelsson gibt damit auch der Brückentechnologie der Plug-in-Hybride keine Zukunft. Für die Wettbewerber BMW und Daimler ist die Kombination von herkömmlichen Verbrennungsmotoren mit einem Elektroantrieb in Fahrzeugen ein Zugpferd für deren Verkaufsstrategien im Übergang zur Elektro-Ära. Der CEO des schwedischen Premiumanbieters setzte in der Branche zeitig auf die E-Karte.

Während der nach außen stets selbstbeherrscht auftretende Topmanager die Transformation vorantreibt, wirkt er im Konsolidierungsprozess der Autoindustrie indirekt mit. Vor einem Jahr wurde bekannt, dass der chinesische Autobauer Geely unter dem Dach der gemeinsamen Holdinggesellschaft mit Volvo Cars verschmolzen werden könnte. Beide Unternehmen führten vorläufige Gespräche über eine mögliche Restrukturierung durch Kombination der Geschäfte zu einem starken weltweiten Konzern, der Synergien bei Kostenstrukturen realisieren und Zukunftstechnologien entwickeln könnte, teilte Geely im Februar 2020 mit (vgl. BZ vom 11.2.2020). Geely ist in Hongkong gelistet. Überlegungen, Volvo an die Börse zu bringen, hatte man in China 2018 im Zuge des Handelsstreits mit den USA zurückgestellt. Die Geely-Muttergesellschaft Zhejiang Geely Holding hatte Volvo im Juli 2010 vom US-Autokonzern Ford übernommen.

Mit Konsolidierungen hatte Samuelsson persönlich bislang keine glückliche Hand. Als er 2005 beim Nutzfahrzeughersteller MAN das Amt des CEO übernommen hatte, wagte er wenig später die feindliche Übernahme des Rivalen Scania. Der Großaktionär des schwedischen Lkw-Bauers, VW, drehte seinerzeit aber den Spieß um und schluckte MAN. Samuelsson verlor den Kampf. Ende 2009 gab er den Chefposten beim einstigen Münchner Dax-Konzern auf. Damals begründete der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern diesen Schritt mit der Jahre zuvor aufgedeckten Korruptionsaffäre bei MAN. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Samuelsson wurden aber später eingestellt. Heute sind MAN und Scania unter anderem Teil der börsennotierten Nutzfahrzeug-Dachholding Traton, an der VW die Mehrheit hält. Am Freitag wird Samuelsson 70 Jahre alt.