Übernahme

Home24-Chef Appelhoff schlüpft in eine neue Rolle

Die Vorstände des Online-Möbelhändlers Home24 haben angekündigt, nach der Übernahme durch XXXLutz weiterzumachen. Für CEO Appelhoff heißt das: vom Gründer zum leitenden Manager einer Tochterfirma.

Home24-Chef Appelhoff schlüpft in eine neue Rolle

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Nach der anstehenden Übernahme des Online-Möbelhändlers Home24 wird sich CEO Marc Appelhoff in einer veränderten Rolle wiederfinden. Er mutiert vom Gründer und Vorstandschef einer börsennotierten Gesellschaft zum leitenden Manager der Tochterfirma eines Familienunternehmens mit mehreren Milliarden Euro Umsatz. Inwieweit diese Konstellation ihm tatsächlich dauerhaft zusagt, wird man sehen. Vergleichbare Fälle zeigen, dass führende Köpfe eines übernommenen Unternehmens nach Abwicklung der Transaktion häufig früher oder später eine Neuorientierung anstreben.

Andererseits haben Appelhoff und die beiden anderen Vorstände ihre Verträge gerade verlängert. Der Kontrakt des CEO läuft bis Oktober 2026, der von CFO Philipp Steinhäuser bis Oktober 2025 und der von Chief Operating Officer Brigitte Wittekind ein weiteres Jahr kürzer. XXXLutz legt nach eigenen Angaben Wert darauf, „dass Home24 weiterhin in eigener Verantwortung und vom aktuellen Managementteam geführt wird“. Das lässt vermuten, dass der Chef und seine Mitstreiter ein erhebliches Maß an operativer Eigenständigkeit behalten. Drei Jahre lang soll es keinen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag geben. Berlin bleibt Firmensitz, die wesentlichen Standorte werden fortgeführt und Home24 soll als eigenständiges Unternehmen den Online-Pure-Play-Fokus behalten.

Appelhoff selbst streicht als wichtig heraus, dass XXXLutz die Vision von Home24 teile, aktiv fördere und die Umsetzung unterstütze. Doch wird die Einbindung in ein größeres Gebilde Freiräume begrenzen. Zumal die Börsenpräsenz bald passé sein dürfte, weil XXXLutz ein Delisting anstrebt.

Dass sich Home24 in die Arme einer der weltweit größten Möbelketten begibt, hat viel mit der aktuellen Konsumkrise zu tun. Vergleichsweise teure Anschaffungen wie Möbel stellen Verbraucher zurück, wenn das Geld knapp wird. Nicht auszuschließen, dass Energiepreissprünge, hohe Inflation und länger anhaltende Kaufabstinenz ein eher kleines und auf Wachstum gepoltes Unternehmen wie Home24 in die Bredouille bringen können.

Der Absturz des Aktienkurses bis auf ein Tief von 2,53 Euro im September zeugt von der Skepsis mancher Investoren. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Ausgabepreis beim Börsengang im Juni 2018 von 23 Euro neunmal höher war.

Geschäft steht unter Druck

Wie stark die Konsumkrise bereits durchschlägt, zeigt der jüngste Zwischenbericht. Trotz der Einbeziehung der neuen Tochter Butlers ab April 2022, die sich mit 24 Mill. Euro Umsatzbeitrag niederschlägt, sind die Halbjahreserlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Zehntel auf 292 Mill. Euro gesunken. Das online hereingeholte Bruttowarenvolumen stürzte sogar um 26% ab, und die Zahl der Onlinekunden schrumpfte um 14% auf 2,08 Millionen. Derweil ist das Cashpolster binnen Jahresfrist um 104 Mill. Euro auf 66 Mill. Euro per 30. Juni 2022 geschmolzen.

Borussia-Dortmund-Fan Appelhoff, Jahrgang 1978, studierte BWL an der Privatuni WHU, einer Managerschmiede in Deutschland, an der auch diverse andere Gründer Studienjahre verbracht haben. Zunächst arbeitete der Sohn eines früheren Karstadt-Vorstands als Berater bei Boston Consulting und bei der Pri­vate-Equity-Gesellschaft Cinven, ehe er die Möbelmarke Fashion for Home startete. Der mit Kompagnon Christoph Cordes 2009 gegründete Möbelshop ging später in Home24 auf.

Appelhoff fungierte seit 2016 als Co-CEO und stieg Anfang 2020 zum Vorstandschef auf, während Cordes, Sohn des früheren Daimler-Vorstands und Metro-Chefs Eckhard Cordes, Abschied nahm und als Mitgründer des Lebensmittelbringdienstes Flink ein neues Projekt auf den Weg brachte.

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