Wirecard

Hubert Barth gibt Chefposten bei EY ab

swa – In der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals nimmt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY ihren Deutschland-Chef Hubert Barth aus der Schusslinie. Der 52-jährige Manager soll mit Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. Juli eine „tragende Rolle“...

Hubert Barth gibt Chefposten bei EY ab

swa – In der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals nimmt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY ihren Deutschland-Chef Hubert Barth aus der Schusslinie. Der 52-jährige Manager soll mit Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. Juli eine „tragende Rolle“ auf europäischer Ebene spielen. EY ist dabei, die neue Region Westeuropa zu formen, in der das bisherige Segment Deutschland, Schweiz und Österreich aufgehen wird. Die Leitung für Westeuropa ist dem Niederländer Marcel van Loo übertragen worden, der ein neues Team zusammenstellt. Barth ist seit fünf Jahren Chef der deutschen Einheit, die im Wirecard-Bilanzskandal als Abschlussprüfer des Zahlungsdienstleisters in vorderster Reihe am Pranger steht.

EY Deutschland soll künftig von einem Führungsduo geleitet werden. Befördert werden Dr. Henrik Ahlers (53) und Jean-Yves Jégourel (59). „Diese personelle Veränderung erfolgt vor dem Hintergrund, dass EY seine regionalen Leitungsstrukturen in Europa in den kommenden Monaten anpassen wird, um die besten Talente auch grenzüberschreitend für seine Mandanten einsetzen zu können und diese somit integrierter und umfassender zu betreuen“, teilt EY mit. Ahlers ist bereits Mitglied der Geschäftsführung von EY Deutschland und seit 2018 Managing Partner Tax für Deutschland, Schweiz und Österreich. Zuvor leitete der Rechtsanwalt und Steuerberater fünf Jahre das Qualitätsmanagement für die Steuerberatung in dieser Region. Jégourel arbeitet derzeit als EY Global Assurance Vice Chair, Professional Practice und ist verantwortlich für die Festsetzung, Einführung und Überwachung von globalen EY-Prüfungsstandards. Er gehört seit 1993 der Partnerschaft an und hat nach Angaben von EY über viele Jahre große internationale Mandanten geprüft. Das neue Führungsteam wird die deutsche Geschäftsleitung neu zusammenstellen.

Mit Blick auf Wirecard stellt EY klar, man sei sich des Vertrauensverlustes bewusst, der durch den Fall entstanden sei. Die Prüfungsgesellschaft wolle zur Aufklärung beitragen und verloren gegangenes Vertrauen wiederherstellen. Deshalb arbeite EY intensiv an Maßnahmen und Initiativen, um das Vertrauen in die Qualität der Prüfung zu stärken. Neue Initiativen sollen den Imagewandel unterstützen. Karen Somes, Mitglied der deutschen Geschäftsführung und kürzlich ernannte Managing Partnerin für Wirtschaftsprüfung, sei mit der Verantwortung für ein „Trust in Quality“-Programm betraut worden.

EY sieht sich im Fall Wirecard dem Vorwurf ausgesetzt, als jahrelanger Abschlussprüfer des Konzerns nichts von den mutmaßlichen Bilanzmanipulationen bemerkt zu haben. EY weist die Vorwürfe zurück, ist aber mit Mandatsverlusten konfrontiert. Vor allem Finanzdienstleister, die sich eine Klage gegen die Prüfungsgesellschaft offenhalten und Interessenkonflikte vermeiden wollen, haben sich für einen anderen Abschlussprüfer entschieden, da­runter die Fondsgesellschaft DWS, die Commerzbank sowie die staatliche Förderbank KfW.

Bei EY soll eine Expertenkommission die mit dem „Trust in Quality“-Programm entwickelten Initiativen evaluieren und die Gesellschaft bei deren Weiterentwicklung beraten. Das Gremium sei vom Aufsichtsrat berufen worden und werde dort angebunden. Aufsichtsratschef von EY ist der ehemalige Deutschland-Chef Georg Graf Waldersee. Die Expertenkommission wird vom ehemaligen Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel (81) geführt. Stellvertreterin ist die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (67), weiteres Mitglied der ehemalige Veba- und Eon-Vorstand Dr. Hans Michael Gaul (78).