Italienischer Starbanker Profumo hofft auf Freispruch
Seit Alessandro Profumo (66) im Mai nach zwei Amtszeiten als CEO des Rüstungsunternehmens Leonardo gehen musste, ist es still geworden um ihn. Er ist jetzt als Berater unterwegs. Doch mit dem Beginn des Berufungsprozesses gegen ihn und den Banker Fabrizio Viola an diesem Freitag rückt der zu Italiens profiliertesten Managern zählende Profumo zumindest kurzzeitig wieder in das Licht der Öffentlichkeit.
Freispruch im zweiten Anlauf
Der langjährige Unicredit-Chef (1997 bis 2010) war im Oktober 2020 wegen Bilanzfälschung und Marktmanipulationen zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und der Zahlung von 2,5 Mill. Euro verurteilt werden. Dabei ging es nicht um seine Amtszeit bei Unicredit, sondern um seine Zeit als Präsident der Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) zwischen 2012 und 2015. Nachdem ein Mailänder Berufungsgericht im vergangenen Jahr 13 ehemalige Spitzenmanager, darunter Ex-MPS-Präsident Giuseppe Mussari und Ex-CEO Antonio Vigni, die erstinstanzlich zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren, im Rechtsstreit um strittige Finanztransaktionen freigesprochen hatte, ist auch Profumo guter Hoffnung.
Er und Viola, die erst nach Mussari und Vigni Verantwortung bei der Monte dei Paschi übernommen hatten, mussten sich in einem separaten Prozess verantworten. Sie argumentierten stets, sie hätten die dramatische Lage bei der damals drittgrößten Bank des Landes, die sich bei der Übernahme der Bank Antonveneta völlig verhoben hatte und 2017 vom Staat gerettet werden musste, von ihren Vorgängern geerbt und Schlimmeres verhindert. Die Verurteilung Profumos und Violas kam seinerzeit überraschend. Denn die Staatsanwaltschaft hatte auf Freispruch plädiert.
Rechtsrisiken verhindern Privatisierung der Bank
Ein Freispruch würde auch die Chancen auf eine Privatisierung der Bank, deren Rettung den Steuerzahler zweistellige Milliardenbeträge gekostet hat, sicher vergrößern, weil damit wohl auch ein Teil der Rechtsrisiken in Milliardenhöhe wegfiele. Bisher gibt es keinen Interessenten. Rom will deshalb zunächst nur einen Anteil von etwa 15% verkaufen.
Profumo behielte bei einem Freispruch seine weiße Weste. Allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft Neapel gegen ihn im Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen beim Verkauf von Flugzeugen und Militärschiffen an Kolumbien während seiner Amtszeit bei Leonardo.
Profumo hoffte auf einen "guten Abschluss"
Profumo gehört zu den im Ausland bekanntesten italienischen Managern. Bereits mit 40 wurde er einst zum jüngsten Chef einer italienischen Großbank. Als Unicredit-CEO lieferte er mit dem Kauf der deutschen HVB sein Meisterstück. Der gebürtige Genuese, der in Palermo aufgewachsen ist und als Jugendlicher nach Mailand kam, wo er dann an der Bocconi Betriebswirtschaft studierte, hofft nun auf einen guten Abschluss seines Kapitels als Banker.