Siemens

Joe Kaeser 65

Siemens hat eine lange Geschichte, in der Joe Kaeser eine große Rolle spielt. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende wird am Donnerstag 65 Jahre alt.

Joe Kaeser 65

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Eine angeblich verzögerte Reparatur von Gas-Kompressoren durch Siemens Energy beschränkt die Kapazität der Gaslieferungen an Deutschland und dessen befreundete Nationen: Diese Behauptung von Russlands Kriegsherr Wladimir Putin, der das Zermalmen Europas anzustreben scheint, hat Joe Kaeser wieder einmal inmitten der Geopolitik platziert – und zwar pünktlich vor seinem 65. Geburtstag, den der Aufsichtsratsvorsitzende von Siemens Energy am Donnerstag begeht.

Es ist nicht so, dass sich Kaeser auf der weltpolitischen Bühne unwohl fühlt. Der gebürtige Bayer bringt jede Menge Selbstbewusstsein und strategisches Verständnis für derlei Spielchen mit. Er versteht sich zu behaupten und die Interessen seines Konzerns fintenreich zu vertreten – meist.

Das Imagedesaster allerdings wegen der Belieferung einer Kohlemine in Australien liegt noch nicht lange zurück. Auch im Streit um das Auftauchen von Siemens-Gasturbinen auf der Krim machte das Unternehmen keine Bella Figura, der ruchlose Putin saß am längeren Hebel.

Das Verstricken in der Weltpolitik mag die Öffentlichkeit faszinieren, auch der Schlagabtausch mit den Rechtsradikalen in Deutschland hat die Bürger bewegt. Ökonomisch allerdings bildet etwas anderes die Lebensleistung von Kaeser, der von 2006 bis 2013 als Finanzvorstand von Siemens agierte und den Konzern anschließend bis zum Jahr 2021 führte. Er hat das ewige Irgendwie-weiter-so am Stammsitz Wittelsbacher Platz beendet und etwas fundamental Neues geschaffen.

Äußerlich lässt sich dies leicht am Organigramm erkennen. Aus dem Konglomerat sind drei große Unternehmen hervorgegangen. Die Siemens AG kümmert sich um Fabrikdigitalisierung und Bahntechnik, Siemens Healthineers schlägt sich hervorragend in der Medizintechnik, und Siemens Energy versucht sich an der Schaffung eines integrierten Kraftwerkkonzerns. Andere Bereiche wie das Konsumentengeschäft beispielsweise mit Hausgeräten wurden verkauft.

Glanz ist wieder da

Wichtiger aber ist der innerliche Wandel von Siemens. Der Glanz, der zwischenzeitlich in teuren Projektfehlschlägen und konzernpolitischen Hakeleien verloren zu gehen drohte, ist wieder da. Zudem strahlt der ehemalige Koloss in vielen Aktionsfeldern Flexibilität und Agilität aus. So gelingt es dem Konzern, die Wettbewerber vor sich herzutreiben.

Heute ist dies Realität, und damit erscheint es selbstverständlich. Doch im Jahr 2013 war dies undenkbar. Kaeser schickte das Unternehmen bis zum Jahr 2017 durch eine Sanierungsphase, in der es ihm gelang, den Beschäftigten trotz aller Zumutungen neues unternehmerisches Selbstbewusstsein einzuflößen. Anschließend definierte er die Bestimmung des Unternehmens als Bestandteil einer gesellschaftlichen Ordnung und setzte mit diesem Purpose-Denken die Konzernzerlegung auch bei den Betriebsräten durch.

Die Ergebnisse betrachtet Kaeser nun nicht von der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden der Siemens AG aus. Er ist bei der Minderheitsbeteiligung Siemens Energy aktiv und ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender von Daimler Truck. Die Mitarbeit im Board of Directors von NXP Semiconductors hat er jüngst beendet, er gehört aber weiterhin dem Kontrollorgan von Linde an.