Manager

Kazuo Inamori †

Er war nicht nur einflussreicher Manager, Kazuo Inamori war in Japan auch moralische Instanz. Nach seiner aktiven Zeit wandelte er sich zum buddhistischen Priester. Nun ist er im Alter von 90 Jahren gestorben.

Kazuo Inamori †

Von Martin Fritz, Tokio

Japans wohl einflussreichster Manager Kazuo Inamori ist tot. Der Gründer von Kyocera und KDDI starb bereits am 24. August im Alter von 90 Jahren. Nach dem Ingenieurstudium an der Universität Kagoshima gründete er 1959 Kyoto Ceramic, die heutige Kyocera, die durch Zukäufe rasch wuchs. 1984 nutzte er die Deregulierung der Telekommunikation und hob ein Unternehmen aus der Taufe, aus dem die heutige Branchenzweite KDDI hervorging. Vor zwölf Jahren leitete er noch die erfolgreiche Sanierung von Japan Airlines.

Der Milliardär wurde auch als Philosoph für Management bekannt. Bereits in den 1980er Jahren baute er eine eigene Schule für Manager auf, um seine Lehre zu verbreiten. Später stiftete er den Kyoto-Preis für Spitzenleistungen in Kultur und Wissenschaft und wandelte sich nach dem Abschied als aktiver Manager im Jahr 2005 zu einem buddhistischen Priester. Japan achtete ihn als hohe moralische Autorität, daher wird es noch eine öffentliche Gedenkfeier geben.

Inamori predigte das schlichte Motto „Respektiere das Göttliche und liebe die Menschen“. Dafür schwor er auf Weisheiten, die das westliche Denken irritieren, zum Beispiel wenn er eine „Herzensverbindung“ zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer forderte: „Wer Eier möchte, muss für die Hennen sorgen“, empfahl er. Einerseits gab sich Inamori als gewinnorientierter Kapitalist: Jedes Team im Unternehmen soll wie eine Amöbe selbständig handeln und kalkulieren, damit eine Atmosphäre wie in einem Start-up herrscht. Jeder Mitarbeiter handelt wie ein Manager, maximiert Einnahmen und minimiert Ausgaben.

Gezähmter Kapitalismus

Andererseits wollte Inamori den Kapitalismus mit Selbstlosigkeit und Familiengeist zähmen. Bei Entscheidungen stehe man immer vor derselben Frage: „Was muss ich als Mensch tun, damit die Sache richtig ist?“ Dabei müsse man sein Ego kontrollieren, damit es das altruistische Selbst nicht verdränge, lehrte Inamori. Bei Kyocera zücken die Angestellten und Werktätigen bei jeder Morgenbesprechung ein dünnes, in blaues Plastik gebundenes Büchlein des Gründers und besprechen einen Lehrsatz zu seinen Managementprinzipien oder Aussagen über die gesellschaftliche Bedeutung der Arbeit und die richtige Lebensweise.

Im Interview der Börsen-Zeitung gestand Inamori, dass sein Denken von sozialistischen Standpunkten gefärbt sei. Hohe Boni für Topmanager lehnte er ab, weil auch die Mitarbeiter die Leistung erbringen. Dazu passte, dass er als einer von wenigen Managern in Japan die oppositionelle Demokratische Partei unterstützte, damit Japan den politischen Machtwechsel lernt.