Kein Vertrauensvorschuss für Schmittroth
ee
l– Für den Umbau der Commerzbank spielt Sabine Schmittroth in mehrfacher Hinsicht eine zentrale Rolle. Als Arbeitsdirektorin muss die 56-Jährige die Verhandlungen mit den Betriebsräten über den Abbau von jeder dritten Stelle im Inland und die Gestaltung der Arbeitszeiten in den neuen digitalen Beratungszentren führen, die künftig die geschlossenen Filialen ersetzen sollen. Die Gespräche sind zäh, was durch die laufenden Tarifverhandlungen, die Schmittroth in ihrer Funktion als Vorsitzende des AGV Banken ebenfalls führen muss, nicht besser wird. Denn die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi nutzt die damit einhergehende Möglichkeit, ohne vorherige Urabstimmung zu streiken, als Hebel, um ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag für die Service-Töchter der Bank Nachdruck zu verleihen (BZ vom 4. September.) Quasi nebenbei obliegt der Anfang 2020 in den Vorstand berufenen Managerin dann noch die Führung der Privatkundensparte, die sich ja mitnichten nur für ihre Beschäftigten neu erfinden will, sondern auch für die an Verbraucherthemen zunehmend interessierten Aufsichtsbehörden und vor allem für ihre Kunden.
Immerhin steht fest, dass der Österreicher Thomas Schaufele Schmittroth zum Jahreswechsel entlastet, indem er die Verantwortung für die Privatkundensparte übernimmt. Weniger glücklich dürfte die viel beschäftigte Managerin jedoch darüber sein, dass der Aufsichtsrat neben dieser Verpflichtung nicht auch eine vorzeitige Verlängerung ihres Vertrags durchwinkte. Zuvor hatte der Newsletter „Finanz-Business“ darüber berichtet. Finanzkreise bestätigten, dass Schmittroth den Punkt mit Unterstützung von Vorstandschef Manfred Knof auf die Tagesordnung habe setzen lassen. Angesichts des bis Ende 2022 laufenden aktuellen Vertrags soll Aufsichtsratschef Helmut Gottschalk jedoch befunden haben, dass keine Eile bestehe. Dass der Tagesordnungspunkt ersatzlos gestrichen wurde, kann man als Omen für einen weiteren Wechsel im fluktuationsgeplagten Commerzbank-Vorstand werten.
Mindestens genauso plausibel ist, dass Schmittroths Vorhaben am schlechten Timing scheiterte. Schließlich wurde in derselben Sitzung eine ordentliche Abfindung für ihren scheidenden Vorstandskollegen Jörg Hessenmüller verabschiedet, die nicht notwendig gewesen wäre, hätte dieser nicht einen gerade erst verlängerten Vertrag in der Tasche gehabt.