Knorr-Bremse verliert Lkw-Vorstand Laier
Von Joachim Herr, München
Im Vorstand von Knorr-Bremse fehlt es weiterhin an echter Stabilität. Der für die Division Nutzfahrzeuge zuständige Vorstand Peter Laier (53) verlässt zum Jahresende den Münchner Konzern. Er gehe auf eigenen Wunsch, um sich beruflich neu zu orientieren, kündigte Knorr-Bremse an. Der Aufsichtsrat wurde darüber erst kurzfristig informiert, denn die Suche nach einem Nachfolger beginnt jetzt. Dass Laier, dessen Vertrag bis Dezember 2023 läuft, gehen werde, habe sich seit etwa zwei Monaten abgezeichnet, heißt es. Vorübergehend führt der Vorstandsvorsitzende Jan Mrosik (57) das Ressort.
Mrosik ist schon der dritte Vorstandschef, mit dem Laier zusammenarbeitet. Der frühere Linde-Manager Bernd Eulitz hatte nach gerade einmal zehn Monaten als CEO gehen müssen. Dessen Vorgänger Klaus Deller wiederum war im Frühjahr 2019 Knall auf Fall ausgeschieden. Finanzvorstand Ralph Heuwing schließlich war im Frühjahr 2020 nach etwa zweieinhalb Jahren gegangen.
Heuwing soll wie Laier Ambitionen auf den Chefposten gehabt haben. Laier war enttäuscht, dass nicht er im vergangenen Jahr Nachfolger von Eulitz wurde, wie aus dem Unternehmen zu hören ist.
Enttäuscht über Entscheidung
Laier wollte sowohl Vorstandschef werden als auch für das Nutzfahrzeuggeschäft zuständig bleiben. Der Aufsichtsrat erwog dies zwar, entschied sich letztlich aber dagegen, da er eine ungleiche Gewichtung des Segments im Vergleich mit dem Schienenfahrzeuggeschäft befürchtete. Zudem war Laier damals mit der Integration von zwei Akquisitionen zusätzlich beschäftigt.
Nach der Enttäuschung für Laier musste damit gerechnet werden, dass der ambitionierte Manager Knorr-Bremse verlassen wird. Er verkörpere einen Führungsanspruch und wolle nun nicht mehr länger warten, heißt es über den promovierten Ingenieur. Auch im Osram-Konzern war ihm der ersehnte Sprung an die Vorstandsspitze nicht gelungen. Ob er dieses Ziel nun erreichen wird, ist noch nicht bekannt.
2013 war Laier nach rund zehn Jahren als Führungskraft von Continental Technikvorstand von Osram geworden. Doch schon ein Jahr später musste er das Unternehmen verlassen – wegen unterschiedlicher Auffassungen im Vorstand, wie es damals hieß. Der Aufsichtsrat des Lichttechnikkonzerns entschied sich für den früheren Thyssenkrupp-Vorstand Olaf Berlien, der bis zu diesem Frühjahr CEO von Osram war.
Im Vorstand von Knorr-Bremse, in den Laier 2016 berufen wurde, besitzt er dank seiner Fachkenntnisse eine starke Position. Das gilt auch für den fürs Schienenfahrzeuggeschäft zuständigen Vorstand Jürgen Wilder, der Vorstandschef der DB Cargo AG war. Für einen CEO von Knorr-Bremse ist es nicht einfach, sich vor den beiden Divisionsvorständen zu behaupten. Mrosik bekommt nun die Gelegenheit, sich als Interim-Nachfolger von Laier eingehend mit dem Lkw-Geschäft zu befassen – bis der Posten neu besetzt wird.
Erfolgloser Versuch
Dem Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Mangold (78) ist es nicht gelungen, Laier im Unternehmen zu halten. „Ich habe versucht, ihn zu motivieren, länger zu bleiben“, sagte Mangold nun der Börsen-Zeitung. Der Aufsichtsrat bedaure die Entscheidung Laiers: „Wir verlieren ihn ungern.“ Mangold lobt dessen großes Engagement und wichtigen Beitrag zum Wachstum und der Weiterentwicklung der Division. „Er hat einen exzellenten Job gemacht“, betont Mangold und fügt hinzu: „Er geht im besten Einvernehmen.“
Jetzt muss der Aufsichtsratsvorsitzende möglichst rasch für einen Ersatz sorgen: „Wir suchen intern und extern nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin.“