Guillermo Lasso

Konservativer Ex-Banker wird Präsident von Ecuador

Ecuador will nicht mehr von Populisten regiert werden. Am Sonntag gaben mehr als 52% der Bürger ihre Stimme dem 65 Jahre alten, konservativen und wirtschaftsfreundlichen Ex-Bankier Guillermo Lasso, der am Wahlabend in Guayaquil jubelte: „Die...

Konservativer Ex-Banker wird Präsident von Ecuador

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Ecuador will nicht mehr von Populisten regiert werden. Am Sonntag gaben mehr als 52% der Bürger ihre Stimme dem 65 Jahre alten, konservativen und wirtschaftsfreundlichen Ex-Bankier Guillermo Lasso, der am Wahlabend in Guayaquil jubelte: „Die Ecuadorianer haben einen neuen Weg gewählt – einen ganz anderen Weg als den der letzten 14 Jahre!“

Tatsächlich kam der Sieg mit mehr als 4 Punkten Abstand überraschend, die meisten Demoskopen hatten ein enges Rennen zwischen Lasso und dem jungen Ökonomen Andrés Arauz prophezeit. Dessen Kandidatur war vom Ex-Präsidenten Rafael Correa angeschoben worden, der, verurteilt wegen Korruption, im belgischen Exil ausharrt. Correa kalkulierte, dass ein Wahlsieg seines Paladins die ecuadorianischen Richter ähnlich beeindrucken werde wie deren argentinische und bolivianische Kollegen nach dem Sieg der dortigen „Stellvertreter“ der korruptionsverdächtigen Ex-Präsidenten Cristina Kirchner und Evo Morales.

Der Wahlsieg des Ex-Chefs des Banco Guayaquil, eines der wichtigsten Geldhäuser des Landes, war beschwerlich. Zum einen leidet Lasso an den Folgen eines Autounfalls, was ihn zum Gehen mit einer Krücke zwingt. Zum anderen sah er nach der ersten Runde vor zwei Wochen schon wie der große Verlierer aus. Lange schien es, als habe ihn der linke Indigenen-Führer Yaku Pérez überholt. Erst nach einer Nachzählung stand er in Runde zwei. Zum zweiten Mal. 2017 hatte er gegen den Correa-Kandidaten Lenin Moreno verloren, der sich in der Folge mit Correa zerstritt und nun nach Schuldenkrise und Pandemie kaum noch Freunde hat.

Dass Lasso, Mitglied der ultrakatholischen Organisation Opus Dei, nun einen zweistelligen Zugewinn einfahren konnte, dürfte sich vor allem mit der gesetzlichen Wahlpflicht erklären. Offenbar sahen viele Bürger Lassos Versprechen eines deutlichen Richtungswechsels als vielversprechender als eine Rückkehr ins „rote Amerika“ des ersten Jahrzehnts. Lasso will den ecuadorianischen Haushalt innerhalb von nur vier Jahren ausgleichen, eine enorme Ansage. Die Wirtschaft schrumpfte im vergangenen Jahr um 7,8%, und die Zentralbank erwartet für 2021 ein Wachstum von nur 3,1%. Im Wahlkampf versprach Lasso dem 17,4-Millionen-Volk zwei Millionen neue Arbeitsplätze. Dafür soll das kleinste Opec-Mitglied seine Ölproduktion verdoppeln. Lasso will auch den US-Dollar als offizielle Währung beibehalten. Zudem wolle er das Kreditprogramm in Höhe von 6,5 Mrd. Dollar weitgehend umsetzen, das Ecuador im vergangenen Jahr mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vereinbart hat. Vorbehalte hat er gegenüber den in dem Deal vorgesehenen Steuererhöhungen. Stattdessen will er Abgaben senken, um die Wirtschaft endlich wieder anzufahren.

Die Finanzmärkte reagierten zunächst positiv, und Ecuadors in US-Dollar denominierte Anleihen stiegen in die Höhe. Aber für Euphorie scheint wenig Anlass. Denn Lassos Koalition besetzt nur 12 der 107 Parlamentssitze. Die größte Fraktion, mit 49 Sitzen, bildet die Correa-Partei, die sich Lasso entgegenstellen wird. Der Konservative muss sich darum mit Sozialdemokraten und dem starken indigenen Lager arrangieren. In Wirtschaftsfragen mit ökologischer Relevanz dürfte das nicht leichtfallen.