Kritik an Post-Chef Appel als Telekom-Chefkontrolleur in spe
Von Martin Dunzendorfer, Frankfurt
Dr. Frank Appel, seit 2008 Vorstandsvorsitzender der Gruppe Deutsche Post DHL, ist offenbar Favorit in der anstehenden Wahl des Nachfolgers von Prof. Ulrich Lehner als Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom. Das wird unter Berufung auf informierte Berliner Kreise berichtet. Was den Vorgang kritikwürdig macht – so es denn so kommt, wie Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten –, ist, dass der Vertrag von Appel als Post-Chef, der im Oktober 2022 ausläuft, verlängert werden soll. Dann käme es zu einer Ämterhäufung Appels in zwei Dax-Konzernen, an denen der Bund hohe Beteiligungen hält.
Der 60-jährige Appel hatte in der Vergangenheit auf die Frage, ob er eine Verlängerung seines Vertrages anstrebe, lediglich gesagt, seine Aufgabe an der Spitze der Post mit ihren rund 570000 Mitarbeitern mache ihm großen Spaß. Die Amtszeit des früheren Henkel-Chefs Lehner (75), der das Telekom-Kontrollgremium seit 2008 leitet, endet mit der Hauptversammlung am 7. April nächsten Jahres. Bekannt ist, dass die Telekom seit langem nach einem geeigneten Nachfolger sucht.
Die Eignung für den Posten kann Appel nicht abgesprochen werden. Zum einen weiß er, was es bedeutet, den Bund als Großaktionär zu haben. Bei der Post hält der Staat über die staatseigene Förderbank KfW rund 20,5%. Bei der Telekom sind es 13,8%, die direkt beim Bund liegen; einen Anteil von 16,6% hält zudem die KfW. Zum anderen war er als CEO der Gruppe Deutsche Post DHL erfolgreich. Er hat unter anderem die Internationalisierung vorangetrieben. Dies kam dem Konzern in der Coronakrise zugute. Aufgrund der Lockdowns, der Reise- und Kontaktbeschränkungen wurde weltweit deutlich mehr online bestellt und verschickt als in früheren Jahren. Das brachte dem Bonner Konzern Rekordergebnisse ein. Zudem hat Appel mit der Strategie 2025 eine milliardenschwere Digitalisierungsoffensive angeschoben, deren Umsetzung er vielleicht noch aktiv mitgestalten will.
Fünf statt drei Mandate
Nach Bekanntwerden der Personalie haben Aktionärsvertreter die mögliche Wahl Appels an die Spitze des Telekom-Aufsichtsrats kritisiert. „Eine Ämterdopplung sehen wir kritisch. Ein Vorstandsvorsitzender sollte nicht gleichzeitig den Aufsichtsratsvorsitz eines anderen Konzerns übernehmen“, sagte Ingo Speich, Leiter des Bereichs Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka, zu Reuters. Vanda Rothacker von Union Investment listete auf: „Nach unserer Zählung hätte Herr Appel fünf Mandate, darf als amtierender Vorstandsvorsitzender eines Dax-Konzerns aber nur drei Mandate haben. Das wäre ein klarer Fall von Ämterhäufung.“ Der Vorstandsvorsitz bei der Post werde genauso doppelt gezählt wie der Aufsichtsratsvorsitz bei der Telekom. Hinzu kommt noch Appels Sitz im Aufsichtsrat der Fresenius Management SE. Selbst wenn der Manager sein Amt bei Fresenius aufgeben würde, hätte er nach den Guidelines der Investoren noch ein Mandat zu viel.
Der Post-Aufsichtsrat kommt dem Vernehmen nach heute zusammen. Im Zentrum der Beratungen dürften die Personalfragen stehen.