Als CEO von Sprint und später als Chief Operating Officer von Softbank war Marcelo Claure im zähen Ringen um einen Merger von T-Mobile US und Sprint über Jahre der direkte Verhandlungspartner von Telekom-Lenker Tim Höttges. Als Vertrauter von Softbank-Gründer Masayoshi Son erschien er deshalb als erste Wahl, als es darum ging, dass der japanische Technologie­investor seinen Einstieg bei der Deutschen Telekom mit einer Stimme im Aufsichtsrat begleitet.

Indes ist das Tischtuch zwischen Son und Claure nach einem Streit über dessen Gehaltsforderungen zerschnitten, so dass Softbank dem Vernehmen nach davon Abstand genommen hat, den 51-Jährigen als ihren Vertreter im Telekom-Aufsichtsrat zu nominieren, – auch ohne die hilfreichen Bemerkungen des Verdi-Managers Frank Sauerland, der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Telekom ist.

Ob ihn die Geldgier als Telekom-Aufsichtsrat disqualifiziert, sei dahingestellt, disqualifiziert ist er jedenfalls als Vertreter von Softbank, die sich nun nach jemand anderem umschaut. Die Suche nach einem geeigneten Kandidaten soll dabei offenbar mit mehr Bedacht als Tempo erfolgen. Wie zu hören ist, wird zunächst kein anderer anstelle von Claure der Hauptversammlung (HV) am 7. April vorgeschlagen. Stattdessen ist ein Stühlerücken im Aufsichtsgremium zu einem späteren Zeitpunkt ins Auge gefasst. Wer seinen Posten für Softbank räumen wird, ist noch nicht klar. Allerdings hat die KfW derzeit zwei Vertreter im Telekom-Aufsichtsrat, nachdem an der Spitze des Kreditinstituts ein Wechsel stattgefunden hat. Ex-KfW-Chef Dr. Günther Bräunig ist offiziell noch bis zur HV 2023 gewählt, aber er könnte gegebenenfalls im Jahresverlauf Platz machen.

Claure, der in Mittelamerika geboren ist und in den USA Karriere gemacht hat, war 2014 an die Spitze von Sprint gerückt. Er galt lange als Ziehsohn und möglicher Nachfolger von Masayoshi Son, hat sich mit diesem dem Vernehmen nach aber über Gehaltsforderungen im Wert von rund 1 Mrd. Dollar überworfen.

                   (Börsen-Zeitung,