Maren Altman wehrt sich gegen Angriffe
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Dass man auch als Promi gut darauf achten muss, für welche Sache man sein Konterfei hergibt und aktiv Werbung betreibt, diese Erfahrung musste nun die in der Kryptobranche beliebte Maren Altman machen. Mit einer Social-Media-Gefolgschaft (Twitter, Tiktok, Youtube) von über 2 Millionen Nutzerkonten gesegnet, ist die 23-Jährige eine gern gesehene Partnerin von Kryptobörsen wie FTX, für die sie dann spezielle Clips produziert. Ihre Spezialität und Marktnische sind astrologisch hergeleitete Anlageempfehlungen – und da sie des Öfteren richtiglag, wuchs das Interesse an ihrer Dienstleistung, die sie mit ihrer ganz eigenen, an die Gothic-Ästhetik angelehnten Optik präsentiert.
Werbung für den Falschen
Seit kurzem ist ihr Stern allerdings im Sinken begriffen, da bekannt wurde, dass sie von dem in den Gläubigerschutz geflüchteten Crypto Lender Celsius Network kurz vor dem Auszahlungsstopp für Kunden eine Vergütung für Marketingdienstleistungen von 30000 Dollar erhalten hatte. An der Zahlung selbst gibt es nichts zu beanstanden, ist diese doch vertraglich vereinbart und dann einfach fällig geworden. In der Kryptogemeinde sind trotzdem einige erbost und werfen ihr vor, nicht sonderlich auskunftswillig zu ihrer Tätigkeit für Celsius gewesen zu sein. Zudem habe sie für ein gutes Investmentklima (und damit Vertrauen) für Celsius gesorgt, als sich dort schon Cashflow-Probleme abzeichneten. Davon konnte Altman aber nicht mehr wissen, als sich jeder Anleger selbst ein Bild machen konnte.
Und da es in der Kryptoszene emotional sehr hochkocht, hat Altman sich nun anwaltlichen Schutz besorgt und droht ihren Feinden mit Verleumdungsklagen. Gegenüber „Coindesk“ reklamierte sie für sich, ihre „Partnerschaft“ mit Celsius sei nichts anderes als ein Werbeclip für eine Modemarke – wenn sie sich da mal nicht täuscht. Denn die Werbung für ein Investment kann angesichts der Risiken und daraus abgeleiteten Verbraucherschutzvorschriften schon mal Ansatzpunkte für eine Haftung hergeben. Ihre Clips sind aber eher harmlos und allgemein („Buy Crypto on Celsius“) gehalten.
Dabei hatte Altman ein schlechtes Timing, begann ihr Celsius-Vertrag doch erst im März, und Mitte Juni war Celsius schon gezwungen, die zunächst geleugneten Liquiditätsprobleme mit der Auszahlungssperre dann zu gestehen. Für zwei Youtube-Werbevideos und zwei Erwähnungen auf Tiktok pro Monat sollte sie 15000 Dollar erhalten – das gibt einen schönen Einblick in die Verdienstmöglichkeiten von Influencern, die ein werberelevantes Publikum adressieren. Ein Grundeinkommen erzielt die Ex-Philosophiestudentin mit dem Veranstalten von Seminaren ihrer eigenen Astro-Akademie – für 1499 Dollar ist man dabei.
Dass Altman nicht naiv ist, wird dadurch dokumentiert, dass sie in den Clips sehr wohl kenntlich gemacht hat, dass sie dafür von Celsius bezahlt wird, und sich vertraglich ausbedungen hatte, nicht über den zu Celsius gehörenden Token CEL zu sprechen – diese Ökosystem-Token sind besonders anfällig für Spekulationen. Dass sie 30000 Dollar von Celsius kassierte, wurde publik, da Gerichtsunterlagen des Celsius-Verfahrens öffentlich wurden. Und sie gibt an, dass sie für ein Video-Interview mit Gründer Alex Mashinsky nicht bezahlt wurde – der Inhalt hätte das in seiner Banalität auch nicht gerechtfertigt.
Zielgruppe junge Anleger
Und auch wenn man selbst dem Esoterischen nicht zugeneigt ist, so darf man Maren Altman doch zugestehen, dass ihre astrologische Chartanalyse nicht so irre ist, wie es sich vielleicht anhört. Außerdem ist sie durchaus selbstkritisch und räumt Fehler ein; Fachwissen aus der Schnittmenge Astrowissenschaft und Kryptowährungen ist ohne Zweifel vorhanden – das macht sie als Repräsentantin der jungen femininen Anlegergemeinde ja so interessant. Wünschenswert wäre allerdings, wenn sie ihre Plattform auch dazu nutzen würde, klassisches Finanzwissen bis hin zur Analyse der Makrolage zu vermitteln. Es wäre ja nicht schlecht gewesen, die Follower darüber aufzuklären, was es für Risikoassets bedeutet, wenn die Notenbanken eine Kehrtwende vollziehen. Und wen es interessiert: Die Basis der Finanzastrologie ist, dass nicht nur Menschen ein Geburtsdatum haben, sondern auch zum Beispiel Bitcoin und Ethereum. Für Bitcoin gilt der 3. Januar 2009 als Stunde null, bei Ethereum der 28. Juli.