Führungswechsel bei der italienischen Lebensmittelkette Esselunga: Mit Marina Caprotti (43) übernimmt die Tochter des Firmengründers Bernardo Caprotti als CEO die operative Führung der Gruppe. Caprotti war seit Juni 2020 Exekutiv-Präsidentin und seit 2017 Vizepräsidentin. Sie folgt auf Sami Kahale, der seit 2018 an der Spitze des viertgrößten italienischen Lebensmitteleinzelhändlers stand. Beide Seiten betonen die Einvernehmlichkeit der Trennung und bekunden gegenseitig höchsten Respekt füreinander.

Marina Caprotti ist die jüngste Tochter des 2016 verstorbenen Firmengründers und entstammt dessen zweiter Ehe. Zusammen mit ihrer Mutter Giuliana kontrolliert sie 100% des Kapitals. Die Mutter zweier Kinder, die lange Zeit in London lebte und als reserviert gilt, hat im vergangenen Jahr ihren Stiefgeschwistern Giuseppe und Violetta, die aus der ersten Ehe ihres Vaters stammen, für 1,8 Mrd. Euro deren Anteil von 30% an der Kette abgekauft.

Esselunga wurde 1957 in Mailand gegründet, damals mit Hilfe einer von Nelson Rockefeller kontrollierten Gesellschaft. Die Amerikaner wurden später ausbezahlt. Die laut Umfragen beliebteste Supermarktkette der Italiener steigerte 2020 ihren Umsatz auf 8,4 Mrd. Euro und wies eine Brutto-Betriebsmarge von 8,6 (2019: 8,8)% aus. Mit einem Marktanteil von 9,3% ist Esselunga die Nummer 4 in Italien. Die inzwischen 167 Märkte befinden sich jedoch ausschließlich im Norden und in der Mitte des Landes, wo zuletzt in Genua, Varese, Mailand und Rom neue Märkte eröffnet wurden. Während der Coronakrise hat Esselunga Kunden über 65, die online bestellten, kostenlos beliefert und sich die Themen Innovationen und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Mit einem Gewinn von 1,3 Mrd. Euro zwischen 2015 und 2019 und Verkaufserlösen von 16000 Euro pro Quadratmeter ist Esselunga die ertragsstärkste Kette des Landes.

Immer wieder wird über einen Verkauf spekuliert. Amazon, Walmart, CVC und Blackstone sollen Interesse bekundet haben. Medien haben außerdem wiederholt über einen möglichen Börsengang berichtet. Die Familie hat entsprechende Pläne regelmäßig dementiert.