Ritterschlag

Mehr als 670.000 Unterschriften gegen Tony Blair

Der ehemalige Labour-Premier Tony Blair hat mit erheblicher Verspätung den Ritterschlag erhalten. Obwohl er seit 14 Jahren nicht mehr im Amt ist, fanden sich dagegen mehr als 670.000 Unterschriften.

Mehr als 670.000 Unterschriften gegen Tony Blair

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Tony Blair (68) ist zwar seit 14 Jahren nicht mehr im Amt, doch erregt der ehemalige Labour-Premierminister immer noch die Gemüter. Nachdem er nun den eigentlich unvermeidlichen Ritterschlag er­hielt, fanden sich bereits mehr als 670 000 Unterzeichner für eine Petition, in der gefordert wird, ihm den „Sir“ wieder zu entziehen. Für die einen ist er wegen seiner Beteiligung an der Entmachtung des irakischen Diktators Saddam Hussein ein Kriegsverbrecher und blutrünstiges Monster, für die anderen ein europhiler Verräter, der den Euro als Landeswährung übernehmen wollte. Spitznamen wie „Bliar“ oder „Bushs Schoßhund“ sind auch heute noch geläufig. Man darf gespannt sein, ob Donald Trump in zehn Jahren in den USA noch so emotionale Reaktionen hervorrufen wird wie Sir Tony in Großbritannien.

Blair mag eine Menge falsch gemacht haben. Nicht nur der Irak-Krieg erwies sich als Desaster. Die Galionsfigur von „New Labour“ begann damit, Kompetenzen an die Regionen zu übertragen, was am Ende nationalistischen Bewegungen Auftrieb verschaffte. Er sprach sich dafür aus, dass die Hälfte eines Jahrgangs an die Universität gehen sollte. Dabei gab es nicht ausreichend Stellen für Generalisten, die irgendetwas managen. Andererseits fehlten Fachkräfte, insbesondere im Gesundheitswesen.

Dessen ungeachtet hat Blair auch viel richtig gemacht. Er schloss Frieden in Nordirland. Er sorgte dafür, dass mehr Lehrer, Ärzte und Krankenschwestern eingestellt wurden. Ob Mindestlohn oder bezahlter Vaterschaftsurlaub – die Briten haben ihm viel zu verdanken. Seine Gegner nehmen ihm wohl am meisten übel, dass Labour unter seiner Führung gleich zwei Wahlen gewann.