Russland

Michail Gorbatschow mit 91 Jahren gestorben

Der frühere sowjetische Präsident und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow ist in Moskau gestorben. Er gilt durch seine Politik der Öffnung und der inneren Umgestaltung seines Landes als einer der Wegbereiter der deutschen Einigung.

Michail Gorbatschow mit 91 Jahren gestorben

fed – Nach langer Krankheit ist der frühere Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, im Zentralen klinischen Krankenhaus in Moskau im Alter von 91 Jahren gestorben. Gorbatschows Tod löste rund um den Globus Trauer und Anteilnahme aus. Schließlich gilt Gorbatschow als der sowjetische Staatschef, der durch seinen Kurs einerseits der Transparenz und Offenheit der Staatsführung – „Glasnost“ – und andererseits des Umbaus und der Umgestaltung des politischen und gesellschaftlichen Systems – „Perestroika“ – erst die Voraussetzung für entscheidende Schritte der Entspannung des Verhältnisses mit dem Westen schuf. Ihm wird daher ein maßgeblicher Beitrag zur Beendigung des Kalten Kriegs zugeschrieben – was wiederum eine der Voraussetzungen für die deutsche Einigung gewesen ist.

1931 wurde Gorbatschow im Nordkaukasus als Sohn eines Russen und einer Ukrainerin geboren, die Eltern waren Bauern. Er studierte Recht in Moskau. Mit 21 Jahren trat er in die Kommunistische Partei ein. Mit 35 Jahren schloss er eine Ausbildung als Agrarbetriebswirt ab, verfolgte aber parallel seine politische Karriere weiter. 1978 rückte er in die Führungsgremien des Kreml auf und wurde zwei Jahre später Vollmitglied des Politbüros. Im Alter von 54 Jahren wurde Gorbatschow zum Generalsekretär der Partei. Er setzte auf Öffnung, räumte öffentlich Fehler der Partei in der Stalin-Ära ein, rehabilitierte Regimekritiker wie Andrej Sacharow. Durch seine politische Positionierung ermöglichte Gorbatschow eine Reihe friedlicher Revolutionen in den Ländern des Warschauer Pakts – und damit auch die Ausreise von Ostdeutschen in den Westen über den Umweg der Nachbarländer. Diese Entwicklungen beförderten die deutsche Einigung.

1990 wurde Gorbatschow Präsident der UdSSR. Im August 1991 starteten einige seiner Kritiker gemeinsam mit Militärs einen Putschversuch. Auch wenn die Putschisten nicht an die Macht gelangten, sorgte der Umsturzversuch doch für weitreichende Veränderungen. Der Präsident der russischen Sowjetrepublik, Boris Jelzin, übernahm die Führung – und die Sowjetrepubliken erklärten sich unabhängig. Im Dezember trat Gorbatschow als Präsident der Sowjetunion zurück.

US-Präsident Joe Biden sprach Gorbatschows Familie seine Anteilnahme aus: „Michail Gorbatschow war ein Mann mit einer bemerkenswerten Vision.“ Er habe sich in der Sowjetunion nach Jahrzehnten brutaler politischer Unterdrückung für demokratische Reformen eingesetzt.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen stellte die Bedeutung Gorbatschows für Europa heraus: „Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Beendigung des Kalten Krieges und dem Fall des Eisernen Vorhangs.“