Mit der Berufung von Folgiero endet bei Fincantieri eine Ära
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Überraschender Personalwechsel an der Spitze von Italiens großem Werftenkonzern Fincantieri. Giuseppe Bono (78) wird nach mehr als 20 Jahren und fünf Amtszeiten an der Spitze abgelöst. Nachfolger wird Pierroberto Folgiero, Jahrgang 1972. Claudio Graziano, ein General, der derzeit den Militärausschuss der Europäischen Union, ein Beratungsgremium, leitet, soll Nachfolger von Präsident Giampiero Massolo werden, der als neuer Chairman bei Atlantia vorgesehen ist. Das beschloss der Verwaltungsrat der mehrheitlich staatlichen Bank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), die mit 71,3 % an Fincantieri beteiligt ist.
Die Entscheidung kommt überraschend. Die Chancen auf ein weiteres Mandat Bonos oder zumindest seine Ernennung zum Chairman galten als sehr gut. Bono hat Fincantieri einst gerettet, tiefgreifend umgebaut, diversifiziert und zu einem der größten Werftenkonzerne Europas gemacht, mit einer zivilen und einer militärischen Sparte. Die Nichtverlängerung seines Mandats hat ein kleines politisches Erdbeben ausgelöst, zumal Bono große Unterstützung in allen Lagern genoss und Premierminister Mario Draghi erhebliche Widerstände überwinden musste.
Bonos Nachfolger Folgiero steht seit 2013 an der Spitze von Maire Tecnimont. Der börsennotierte Anlagenbauer, der vor allem in der petrochemischen Industrie tätig ist und zu 51% von GLV Capital, einer privaten Holding, kontrolliert wird, kam zuletzt auf einen Umsatz von 3,5 Mrd. Euro. Der Römer Folgiero hat an der Luiss-Universität seiner Heimatstadt Wirtschaft studiert und ein Executive-Education-Programm an der französischen Eliteschmiede Insead in Fontainebleau absolviert. Der Vater von zwei Kindern hat vor seiner Zeit bei Maire Tecnimont unter anderem für Ernst & Young, PwC und die Mobilfunkgesellschaft Wind gearbeitet. Zu seinen Hobbys gehören Boxen, Volleyball und Segeln.