Modemanager soll Image von Hennessy aufpolieren
Ein Manager für das Image von Hennessy
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Das Image der Marke verjüngen, dabei jedoch ihre alt-ehrwürdigen Wurzeln nicht vergessen, lautet seine Aufgabe. Immerhin kämpft Hennessy wie die gesamte Cognac-Branche derzeit mit Gegenwind. LVMH hat deshalb beschlossen, mitten im Sturm den Kapitän des berühmten Cognac-Hauses auszutauschen. Nach einer Übergangsphase soll Charles Delapalme das Ruder von Laurent Boillot übernehmen. Der 51-jährige Delapalme war bisher stellvertretender Generaldirektor von Christian Dior Couture und gilt als einer der treuen Gefolgsleute von LVMH-Chef Bernard Arnault.
Gegenwind für Moët Hennessy
Wenn Arnault am 28. Januar nach Börsenschluss die Bilanz des letzten Jahres von LVMH präsentiert, erwarten Beobachter weitere Details zu den geplanten Wechseln in der Wein- und Spirituosensparte Moët Hennessy, deren Leitung am 1. Februar der bisherige Finanzchef Jean-Jacques Guiony übernehmen soll. In den ersten neun Monaten war ihr Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11% auf 4,19 Mrd. Euro eingebrochen, auch wegen Hennessy. Die Marke leide unter einer schwachen Nachfrage in China und einem vorsichtigen Markt in den USA, der aber wieder wachse, erklärte die weltweite Nummer eins der Luxusbranche.
Die geopolitischen Auswirkungen der Beziehungen zu China und den Vereinigten Staaten nach der Rückkehr Donald Trumps als Präsident bereiten vielen Cognac-Herstellern Sorgen. Trotz des Gegenwinds ist es der Branche 2024 nach Angaben des Berufsverbandes Bureau National Interprofessionnel du Cognac (BNIC) gelungen, ihre Verkäufe vom Volumen her mit 166 Millionen Flaschen stabil zu halten, vor allem dank der Erholung ihres wichtigsten Marktes in den USA. Im Vorjahr waren die Cognac-Verkäufe um mehr als 22% eingebrochen.
Kenner der Luxusbranche
In Nordamerika, neben China einer der Schlüsselmärkte der Cognac-Branche, kennt sich der künftige Hennessy-Chef bestens aus. Immerhin war Delapalme im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts erst Generaldirektor von Louis Vuitton in Kanada, dann als Vice President Senior der wichtigsten Marke von LVMH für die westliche Region Nordamerikas in den USA zuständig. Zunächst hatte Delapalme, der Diplome an der Ingenieurshochschule Ecole des Mines und dem Institut d'Etudes Politiques (Science Po) sowie einen MBA an der Managementhochschule Insead gemacht hat, seine Karriere 1998 nach dem Studium jedoch bei der Unternehmensberatung McKinsey begonnen.
2005 wechselte er zu Louis Vuitton. Seitdem hat er LVMH nicht mehr verlassen. Für den Luxusgüterriesen war er auch in verschiedenen Führungspositionen bei der italienischen Edel-Modemarke Fendi tätig, bevor er 2018 nach Paris zurückkehrte und stellvertretender Generaldirektor von Dior Couture wurde. Delapalme werde nun die Welt der Spirituosen entdecken, nicht jedoch die des Luxus, dessen Kniffe er alle beherrsche, urteilt die Regionalzeitung „Sud Ouest“.
Pläne sorgen für Empörung
Bei Hennessy muss Delapalme nun Mitarbeiter und Gewerkschaften überzeugen, dass er der Richtige ist, um die Cognac-Marke in die Zukunft zu führen. Im November hatte Hennessy in der westfranzösischen Anbauregion mit seinen Plänen für Empörung gesorgt, Cognac in Fässern nach China zu exportieren und erst dort in Flaschen abzufüllen zu wollen.
Umstrittene Pläne
Hennessy wollte so drohende Strafzölle umgehen, die Peking als Antwort auf Strafzölle der Europäischen Union (EU) auf chinesische Elektroautos ins Auge gefasst hat. Importeure von relevanten Weinbrand-Sorten wie Cognac müssen beim chinesischen Zoll bereits seit dem 11. Oktober eine Kaution hinterlegen. Nachdem Hennessy mehrere Tage lang bestreikt wurde, hat die Cognac-Marke ihre China-Pläne für eine Abfüllung in China erstmal auf Eis gelegt.
Delapalme muss deshalb jetzt auch dafür sorgen, dass die Mitarbeiter von Hennessy beruhigt werden. Und dass der größte Cognac-Hersteller seinen Vorsprung trotz des unsicheren Marktes nicht nur verteidigen, sondern auch ausbauen kann. Hennessy kommt auf einen Marktanteil von rund 50%. 2023 hat das Cognac-Haus 83,2 Millionen Flaschen verkauft, rund 12% weniger als 2022.