Monz legt den Fokus auf Innovationen
Von Helmut Kipp, Frankfurt
Ludwin Monz, der seit gut elf Jahren an der Spitze des Medizintechnikunternehmens Carl Zeiss Meditec steht, hat einen Lauf. Nach dem Einbruch infolge der Coronakrise brummt das Geschäft wieder. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2020/21, das am 30. September endet, ist der Umsatz um bemerkenswerte 70% nach oben geschossen. „Diese Dynamik hat uns durchaus überrascht“, räumt Monz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung ein. „Die 70% dürfen Sie aber nicht so ernst nehmen“, schwächt er im gleichen Atemzug ab, so als wollte er verhindern, dass die Erwartungen zu groß werden. Denn im Zeitraum April bis Juni 2020 hatte die Pandemie voll auf die Verkäufe durchgeschlagen. Entsprechend niedrig ist nun die Vergleichsbasis.
Nichtsdestoweniger muss man solch eine Ausweitung der Erlöse erst einmal hinkriegen. Den Umsatzausblick von 1,6 Mrd. Euro wird das zum Stiftungskonzern Zeiss gehörende Unternehmen wohl klar übertreffen. Erst recht gilt das für das bisherige 2020/21er Margenziel von 20% vor Zinsen und Steuern. Schließlich stehen nach neun Monaten bereits 23,6% des Umsatzes als Gewinn in den Büchern. Das Mittelfristziel von „nachhaltig oberhalb von 18%“ wird damit mehr als erfüllt. Wie viel am Ende herauskommen dürfte, lässt sich Monz nicht entlocken. In der Kommunikation kombiniert der im Oktober 1963 geborene Manager Vorsicht mit Unterstatement. Er lässt sich gern Spielraum, um zu guter Letzt ein wenig besser rauszukommen als angekündigt.
Monz führt das in Jena ansässige Unternehmen, das 2002 aus dem Zusammenschluss der Zeiss-Augenheilkunde mit dem börsennotierten Augenlaserspezialisten Asclepion entstand, mit starkem Fokus auf Innovationen. Diese seien ein „wesentlicher Investitionsschwerpunkt“, sie hätten eine „immense Bedeutung“ für das Unternehmen. Da passt es gut, dass der promovierte Physiker sich immer wieder für Technik und Wissenschaft begeistert.
Studien- und Promotionsjahre verbrachte Monz in Mainz, gebürtig kommt er aus Trier. In jungen Jahren arbeitete er als Wissenschaftler am National Institute of Standards and Technology in Gaithersburg in den USA und bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt. Auch bei Zeiss stieg Monz als Wissenschaftler ein. Das war 1994. Schnell machte er Karriere, zunächst als Leiter der Entwicklung geodätischer Systeme, dann als Gesamtverantwortlicher für dieses Geschäft.
Börsen-Highflyer
Im Jahr 2000 folgte der Wechsel in die Medizintechnik von Zeiss. Hier verantwortete Monz zunächst die Entwicklung von Operationsmikroskopen für die Mikrochirurgie. 2007 stieg er in den Zeiss-Meditec-Vorstand auf, fungiert seit März 2010 als dessen Vorsitzender und sitzt seit Januar 2014 auch im Konzernvorstand der auf optische und optoelektronische Technologien spezialisierten Muttergesellschaft Zeiss. Hier gehören neben der Medizintechnik auch das Qualitätsmanagement und die Vertriebsregionen Japan, Spanien, Frankreich und Türkei zu seinem Terrain. Daneben findet er Zeit, um sich im Universitätsrat der Uni Jena und im Strategy Board der Henley Business School in England, wo er einen MBA erwarb, einzubringen.
An der Börse zählt Zeiss Meditec zu den deutschen Unternehmen, die ein nachhaltiges Umsatz- und Gewinnwachstum erzielen und damit auf lange Sicht eine bemerkenswerte Wertsteigerung erreicht haben. Allein seit Anfang 2010 ist der Aktienkurs von 12,50 Euro auf rund 190 Euro geklettert. Inzwischen bringt der im MDax vertretene Konzern gut 17 Mrd. Euro Marktkapitalisierung auf die Waage.
Um weiter zu wachsen, forciert der CEO Forschung und Entwicklung, setzt aber auch auf Akquisitionen. „Wir suchen nach wie vor strategisch sinnvolle Ergänzungen“, bestätigt er. Diese müssten eine inhaltliche Nähe zum bestehenden Geschäft haben, denn nur dann gebe es Synergien. Im Blick hat Monz Targets, die die technologische Basis oder die Vertriebskanäle ergänzen, wobei solche Unternehmen noch immer recht teuer seien, wie er zu bedenken gibt.
Digitale Transformation
In Forschung und Entwicklung investiert Zeiss Meditec regelmäßig zweistellige Prozentsätze des Umsatzes. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres waren es 13,9%. Das sichert eine führende Technologieposition in den beiden Segmenten Augenheilkunde und Mikrochirurgie. F+E sei das Lebensblut des Unternehmens, sagt Monz. Während der ganzen Pandemie seien diese Ausgaben nicht gebremst worden. Mit hörbarem Stolz verweist der CEO auf das im Juli präsentierte Medical Ecosystem, das die digitale Transformation der Augenheilkunde befördern soll. Das System besteht aus Geräten, Datenmanagementlösungen, Applikationen und Dienstleistungen, die mit digitalen Daten vernetzt und optimal integriert seien.
Auf der Ertragsseite profitiert Zeiss Meditec vom steigenden Anteil wiederkehrender Umsätze mit Verbrauchsmaterialien, Implantaten und Services. Dieses margenstarke Geschäft hängt an der Zahl der Augenoperationen, die fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht haben.