Mr. Sparkasse an der Förde verabschiedet sich in den Ruhestand
Mr. Sparkasse an der Förde verabschiedet sich in Ruhestand
fir Frankfurt
Von Tobias Fischer, Frankfurt
Wenn sich der Vorstandschef der in Kiel ansässigen Förde Sparkasse, Götz Bormann, am 30. Juni in den Ruhestand verabschiedet, wird er nahezu ein halbes Jahrhundert in der Sparkassen-Organisation verbracht haben. Was Wunder, dass beim nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern in der ganzen Finanzgruppe bestens verdrahteten „Mr. Sparkasse in der Region“, wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt, Wehmut mitschwingt, wenn er zurückblickt.
Mit 15 Jahren in die Sparkasse
Der 64-Jährige ist ein Zeitzeuge, der die wesentlichen Entwicklungen der Sparkassen-Finanzgruppe in den vergangenen fünf Jahrzehnten miterlebt und teils auch mitgestaltet hat. Mit 15 Jahren trat der 1960 in Bad Schwartau bei Lübeck geborene Bormann nach der Mittleren Reife die Ausbildung in der Sparkasse zu Lübeck an – und später den Beweis, dass der Aufstieg dank innerbetrieblicher Ausbildung und Qualifizierung auch in höhere Führungspositionen gelingen kann.
Seit 2001 Vorstandschef in Kiel
Vom Kundenberater und Kreditsachbearbeiter brachte er es zum Zweigstellenleiter, Sparkassenbetriebswirt, Vorstandsassistenten und schließlich Prokuristen, bis er nach der Wende zur Sparkasse Wismar wechselte und dort bald als Vorstandsmitglied Aufbauarbeit leistete. 1998 zog es ihn in den Vorstand der Kreissparkasse Pinneberg und im Oktober 2001 zur Sparkasse nach Kiel, wo er den Vorstandsvorsitz einnahm.
Fusion aus drei Häusern
Dort bewerkstelligte Bormann mit den Protagonisten der Sparkassen Eckernförde und Kreis Plön per Januar 2007 die Fusion zur Förde Sparkasse, deren Leitung er übernahm. Die Bilanzsumme ist seitdem von 5,6 Mrd. auf knapp 9 Mrd. Euro gewachsen, womit das Haus Rang 34 unter den gut 350 Sparkassen einnimmt.
Verschmelzung mit Sparkasse Mittelholstein AG gescheitert
Nichts geworden ist hingegen aus der im Jahr 2020 beabsichtigten Vereinigung der Förde Sparkasse mit der in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft stehenden Sparkasse Mittelholstein. Das Unterfangen war auf heftigen Widerstand im Sparkassenlager getroffen, weil eine schleichende Privatisierung kommunaler Sparkassen befürchtet worden war.
Ohne überzeugte Mitarbeiter keine überzeugten Kunden
Wenn Bormann die Führung an seinen Vorstandskollegen Peter Moll abtritt, tue er das mit der Genugtuung, ein gut bestelltes Haus zu hinterlassen. „Ich kann jetzt ein leistungsfähiges Institut mit hoher Reputation am Markt und hoher Mitarbeiterzufriedenheit an meinen Nachfolger übergeben“, sagt er. Großen Wert habe er stets darauf gelegt, als Führungskraft Vorbild zu sein. „Auf das eigene Haus stolz zu sein und gerne dort zu arbeiten, ist ja nur durch eine Vielzahl von Maßnahmen zu erreichen, und dazu zählen unter anderem Transparenz, Partizipation, Gerechtigkeit und das Vorleben von Werten. Sie können Kunden nur überzeugen, wenn die Mitarbeiter auch überzeugt sind.“
Vielfältige Gremienarbeit
Überzeugungsarbeit leistete er auch in den Gremien der Sparkassenorganisation, in denen er rege mitarbeitete und Gehör fand, wie er erzählt. Sei es als Landesobmann, der die Interessen der schleswig-holsteinischen Sparkassenvorstände vertritt, als Stellvertreter des Verbandsvorstehers des regionalen Sparkassenverbandes, als Vorsitzender des Fachausschusses Kommunikation des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes oder als Aufsichtsratsmitglied etwa des Sparkassen Verlags, um einige Beispiele zu nennen.
Die Finanzgruppe mitgestaltet
„Die Vielfalt unserer Organisation mitgestalten zu dürfen und Entscheidungen ein Stück weit mitzutragen, das hat mich immer sehr motiviert und hat mir ausgesprochen gut gefallen“, so Bormann.
Zu den herausragenden Ereignissen zählten auch schwierige Episoden wie die Bewältigung der Folgen der Finanzkrise 2008 oder der Ausgliederung der maladen Landesbank HSH Nordbank 2019 aus der Sparkassen-Finanzgruppe, die verkauft wurde und als Hamburg Commercial Bank weiter besteht. Über 100 Mill. Euro habe allein die Förde Sparkasse der HSH wegen abschreiben müssen, erinnert er sich. Auch die Führung des Hauses in Coronazeiten sei eine Herausforderung gewesen.
Wie der Zufall es will, fällt sein Dienstzeit-Ende mit einem Feuerwerk anlässlich der ausklingenden Kieler Woche zusammen. Aller Wehmut zum Trotz freue er sich, dann „wieder Herr des Terminkalenders“ zu werden. „Die richtige Struktur im eigenen Tagesablauf und den Ausgleich zu finden zwischen Ehrenamt, Familie und Hobbys, daran werde ich noch arbeiten. Das kann man nicht vorher üben.“
Mehr Zeit will er seiner Frau, den drei Töchtern und den vier Enkelkindern, allesamt Jungs, widmen. Sein langjähriges Amt als Honorarkonsul Dänemarks wird er dann zwar nicht mehr innehaben, doch bleibt er zwei Ehrenämtern als Kassenwart verbunden. Und wenn darüber hinaus dem eingefleischten Fan von Handball und THW Zeit verbleibt, wird Bormann einem weiteren Hobby frönen: Mit seinem Motorboot will er künftig häufiger über die Ostsee schippern.