Neuer Topmanager in Toulouse

MTU-CEO Lars Wagner wird Chef der Airbus-Flugzeugsparte

Airbus stellt mit Lars Wagner einen neuen Chef für die Passagier- und Frachtflugzeugsparte vor, um Produktionsziele zu erreichen und Kapazitätsprobleme zu lösen.

MTU-CEO Lars Wagner wird Chef der Airbus-Flugzeugsparte

MTU-Chef Wagner führt Airbus-Flugzeuge

sck München

Das Management von Airbus stellt sich im größten Konzerngeschäftsfeld personell neu auf. Wie der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern zur Vorlage seiner Zahlen fürs dritte Quartal mitteilte, soll der Vorstandsvorsitzende des Münchner Triebwerkzulieferers MTU Aero Engines, Lars Wagner, neuer Chef der Passagier- und Frachtflugzeugsparte mit Sitz im französischen Toulouse werden. Der 49-jährige Maschinenbauer sowie Luft- und Raumfahrttechniker folgt in seiner neuen Schlüsselfunktion beim Boeing-Rivalen auf Christian Scherer, der die Sparte erst seit Anfang dieses Jahres führt. Der 62-jährige deutsche Manager verlässt Airbus nach langer Tätigkeit für den Konzern in verschiedenen Führungspositionen. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten gab Airbus auf Nachfrage bekannt, dass der Wechsel im übernächsten Jahr, also 2026, vollzogen werden soll.

MTU meldete zugleich ad hoc, dass Wagner für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stehe. Der CEO werde seinen Ende 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das habe er dem Aufsichtsrat mitgeteilt. MTU ist nun gezwungen, einen Nachfolger für den scheidenden Vorstandschef zu finden.

Paukenschlag in Toulouse

Der Verwaltungsrat (Board of Directors) von Airbus entschied sich für diesen Wechsel, der einem Paukenschlag im Unternehmen gleicht. Schließlich setzte Konzernchef Guillaume Faury auf Scherer, der die Produktion so ins Lot bringen sollte, dass vor allem im Brot- und Buttergeschäft die vom französischen CEO erwarteten Fertigungs- und Auslieferungsziele erreicht werden können. Offenbar mehrten sich zuletzt Unstimmigkeiten innerhalb der obersten Konzernführung auf diesem sensiblen Gebiet. Zuvor drosselte Airbus ihre Auslieferungsziele für 2024. Der ehrgeizige Franzose Faury musste bereits mehrmals die Vorgaben für die monatlichen Produktionsraten im Kurz- und Mittelstreckensegment, der bei Airlines begehrten A320-Baureihe, nach hinten verschieben. Airbus kämpfte mit Kapazitätsproblemen, dieses Ziel umzusetzen. Vor allem für die Zulieferer schien Faurys Weg mehr als sportlich zu sein nach dem zurückliegenden Corona-Schock, der die gesamte Luftfahrtindustrie in Mitleidenschaft zog. Seinerzeit gingen die Produktionsraten in den Keller. Nur mühsam kann Airbus an die Fertigungsraten vor Ausbruch der Pandemie anknüpfen. So soll es insbesondere beim Personal hapern. Personalengpässe sind in der Luftfahrtbranche wie in anderen Wirtschaftszweigen ein großes Problem. Das hindert die Unternehmen, trotz einer hohen Nachfrage voll durchzustarten.

Mehrmals Rückschläge

Vor diesem Hintergrund gilt Wagner bei Airbus als Hoffnungsträger. Der erfahrene Topmanager soll die Kernsparte so auf Kurs bringen, dass Faury seine Ziele verwirklichen kann. Der Deutsche, der MTU erst seit Anfang 2023 führt, genießt in der Branche einen sehr guten Ruf. Zuletzt überzeugte er mit effizienten organisatorischen Maßnahmen, so dass das weiß-blaue Dax-Mitglied aufwendige, umfangreiche Nachinspektionen für Triebwerke der A320-Baureihe rasch in den Griff bekam. Diese Maßnahmen wurden für MTU notwendig, als der US-Partner Pratt & Whitney im Sommer 2023 Fertigungsfehler bei wichtigen Legierungen feststellte. Der MTU-Aktie erholte sich schnell von dem dadurch ausgelösten Kursrutsch. Zuletzt erreichte sie mit über 310 Euro ein Allzeithoch. Dank dieses Erfolgs traut man bei Airbus Wagner zu, ähnlich rasch die Herausforderungen beim deutsch-französisch-spanischen Konglomerat zu meistern.

Hoffnungsträger

Das neue deutsch-französische Führungstandem Faury-Wagner wird künftig die Geschicke bei Airbus lenken. Der Verwaltungsrat beschloss, zur kommenden ordentlichen Hauptversammlung, welche im Frühjahr 2025 stattfindet, den Vertrag von Faury zu verlängern. Faury leitet den Konzern seit April 2019.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.