Nach Freispruch: Ex-Händler verklagt Deutsche Bank
Bloomberg
Ein ehemaliger Händler der Deutschen Bank, der vom Vorwurf der Manipulation des Libor-Referenzzinssatzes freigesprochen wurde, hat nun die Bank verklagt. Matthew Connolly behauptet, das Geldhaus habe falsche Angaben gemacht, damit er in den USA strafrechtlich verfolgt werde.
Connolly und sein Kollege Gavin Black waren im Jahr 2018 in New York für schuldig befunden worden, die Libor-Meldungen der Deutschen Bank in betrügerischer Absicht manipuliert zu haben. Ein Berufungsgericht sprach sie jedoch im Januar frei, da es keine ausreichenden Beweise dafür sah, dass die beiden Männer die Bank zu den falschen Meldungen verleitet hatten.
Am Donnerstag verklagte Connolly das Frankfurter Institut vor demselben Bundesgericht in Manhattan, vor dem er angeklagt worden war. Er behauptet, die Deutsche Bank habe gegenüber dem US-Justizministerium falsche Angaben gemacht und Informationen vorenthalten, „um Connolly strafrechtlich verfolgen und verurteilen zu lassen, damit leitende Angestellte der Bank geschützt werden“. Die Deutsche Bank erklärte, sie werde sich gegen die Klage verteidigen.
In Connollys Klageschrift heißt es: „Als die Regierung begann, die Libor-Preise zu untersuchen, suchten sich die Führungskräfte der Deutschen Bank, die weitaus stärker in die Libor-Preisbildung involviert waren als Herr Connolly und diese sogar inszeniert hatten, den perfekten Sündenbock und übergaben ihn mit einer Schleife verziert an die Regierung: Matthew Connolly.“
Connolly fordert mehr als 150 Mill. Dollar, „um ihn für seine wirtschaftlichen Verluste und die Belastungen zu entschädigen, die er und seine Familie erlitten haben, einschließlich der Rufschädigung, und um die Deutsche Bank dafür zu bestrafen, dass sie sein Leben zerstört hat“.
Die Deutsche Bank verpflichtete sich 2015 zur Zahlung von 2,5 Mrd. Dollar und zur Entlassung von sieben Händlern, darunter Black, um die Ermittlungen zu ihrer Rolle in dem Libor-Skandal zu beenden. Die beiden Männer beharrten jedoch darauf, dass sie für eine Praxis verantwortlich gemacht wurden, die in der Branche üblich war und von den Führungskräften der Bank gutgeheißen wurde.
Schon die erstinstanzliche Richterin hatte nach den Schuldsprüchen davon abgesehen, Connolly und Black zu Haftstrafen zu verurteilen. Sie könne sie nicht zu „Sündenböcken für die gesamte Branche“ machen, da sie „nur sehr unbedeutend beteiligt“ gewesen seien, erklärte die Richterin seinerzeit.
Der Libor-Referenzzinssatz ist maßgeblich für zahlreiche alltägliche Finanzprodukte von Hypotheken bis hin zu Autokrediten. Wegen der Manipulationen läuft er aus und wird nach und nach ersetzt.