Neue Chefin muss sich für Sulzer was einfallen lassen
kro
Beim Schweizer Maschinenbauer Sulzer steht nach neun Monaten erneut ein Chefwechsel bevor. Verwaltungsratspräsidentin Suzanne Thoma soll nun die operative Führung des 188-jährigen Traditionskonzerns übernehmen und den bisherigen CEO Frédéric Lalanne ablösen, wie Sulzer am Montag mitteilte. Lalanne, der Ende Oktober 2022 zurücktreten will, hatte den Posten erst im Februar von seinem Vorgänger Greg Poux-Guillaume übernommen. Kurze Zeit später stand er jedoch vor der schwierigen Aufgabe, die Folgen aus dem russischen Angriff auf die Ukraine für das Unternehmen in den Griff zu bekommen.
An der Börse überwog bis zuletzt die Skepsis, ob ihm das gelingen wird. Seit Lalannes Amtsantritt hat das Papier um knapp 30 % nachgegeben. Am Montag legte der Kurs wiederum zeitweise um fast 5 % zu.
Es sind allerdings nicht nur die gestörten Lieferketten, die Sulzer seit einiger Zeit Probleme bereiten. Handlungsbedarf besteht aus Sicht des Verwaltungsrats auch durch die „strukturelle Nachfrageverschiebung im Energie- und Infrastrukturbereich“. Die Erdölbranche gehörte bisher zu den wichtigsten Abnehmern von Sulzers Produkten wie Pumpen, wenngleich Poux-Guillaume die Abhängigkeit hier in seiner Zeit reduziert hatte.
Der Auftrag für die promovierte Chemieingenieurin Thoma lautet nun, die Strategie zu überprüfen und neu auszurichten. Bis zur ersten Phase der Implementierung soll sie mindestens im Amt bleiben. Über erste Erkenntnisse will das Unternehmen im ersten Halbjahr berichten. „Frau Dr. Thoma hat als CEO von BKW (Schweizer Energie- und Infrastrukturkonzern, Anm. d. Red.) bewiesen, dass sie solche strategischen Neuausrichtungen und die entsprechenden Transformationen, wie sie Sulzer nun braucht, sehr erfolgreich führen kann“, sagte der Vizepräsident des Verwaltungsrats Matthias Bichsel. Für Thoma erwies sich ihr früheres Mandat als Verwaltungsrätin beim Anlagenbauer Oerlikon quasi als Sprungbrett hin zu Sulzer. Als sie 2019 in den Board kam, fiel sie dort Alexey Moskov auf und wurde weiterempfohlen, wie die „Handelszeitung“ im April schrieb. Moskov sitzt sowohl bei Oerlikon als auch bei Sulzer im Verwaltungsrat − beide Konzerne stehen im Einflussbereich des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg, der seit 2018 unter einem US-Sanktionsregime steht. An Oerlikon hält Vekselberg über die „Liwet Holding“, deren Verwaltungsratspräsident Moskov ist, derzeit gut 40 %. An Sulzer hält Vekselberg über die „Tiwel Holding“ knapp 49 %. In Polen musste Sulzer im Mai seine Niederlassungen schließen, da Vekselberg auch dort auf der Sanktionsliste steht. Ihren VR-Sitz bei Oerlikon hat Thoma derweil abgegeben.