Olaf Borkers verlässt Deutsche Euroshop
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
Die Übernahme war erfolgreich, der Vorstand tritt ab: Olaf Borkers, langjähriger Finanzvorstand und seit April dieses Jahres auch CEO der Deutschen Euroshop, wird seinen Vertrag bei dem Hamburger Shoppingcenter-Betreiber nach rund 17 Jahren nicht mehr verlängern. Auch sein Vorstandskollege Wilhelm Wellner, der zuletzt wegen Krankheit vorübergehend aus dem Vorstand ausgeschieden war, wird nicht wie ursprünglich geplant im Oktober wieder zurückkehren. Beide hätten sich entschieden, „der Gesellschaft nicht mehr langfristig für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit zur Verfügung zu stehen“, teilte das Unternehmen mit.
Borkers’ Vertrag läuft nun zum 30. September aus, anschließend soll er während einer Übergabezeit noch beratend bereitstehen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Reiner Strecker sagte zum Abschied, Borkers habe die Deutsche Euroshop „in 17 Jahren als Vorstand entscheidend und erfolgreich mitgeprägt“.
Dabei ist die CFO-Karriere bereits Borkers’ zweiter beruflicher Pfad. Vor seinem Wechsel ins Reich der Zahlen fuhr er mehrere Jahre als Schiffsoffizier bei der Bundesmarine zur See. Im persönlichen Gespräch hat er in der Vergangenheit bereits glaubhaft versichert, immer noch ein Hemd auf DIN-A4-Format falten zu können. Und auch Durchhaltevermögen und Disziplin waren auf hoher See gefragt. Beides hat ihm sicher auch bei den folgenden Karriereschritten an Land geholfen. Seine ersten Erfahrungen in der Finanzwelt machte Borkers als Kreditanalyst in der Schiffsfinanzierung bei der Deutschen Bank. 1998 wechselte er als Vorstandsassistent zur RSE Grundbesitz und Beteiligungs-AG in Hamburg, ein Jahr später ging er als Vorstand zur TAG Tegernsee Immobilien- und Beteiligungs-AG. Im Oktober 2005 wurde er Vorstandsmitglied bei der Deutschen Euroshop. Die Corona-Pandemie stellte deren Geschäftsmodell zuletzt völlig auf den Kopf: Die Geschäfte mussten während wochenlanger Lockdowns geschlossen bleiben, so mancher Ladeninhaber geriet mit den Mieten in Rückstand. Zugeständnisse waren mitunter das letzte Mittel, um einen Mieter nicht komplett an eine Insolvenz zu verlieren.
In dieser Situation kam der Deutschen Euroshop eine harte Entscheidung zugute: Mitte März 2020, als die Corona-Pandemie gerade massiv an Fahrt aufnahm, strich das Management die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2019 und verschaffte dem Unternehmen damit einen finanziellen Puffer.
Der Abgang des alten Managementteams kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Deutsche Euroshop neu ausrichtet. Neue Eigentümer werden Oaktree Capital Management und die Cura Vermögensverwaltung, das Family Office der Unternehmerfamilie Otto. Ihr freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot, das den Aktionären 21,50 Euro je Papier sowie die Dividende von 1 Euro je Aktie für das Jahr 2021 zusichert, hat bereits die Mindestannahmeschwelle sowie alle weiteren Angebotsbedingungen erreicht. Auch Aufsichtsrat und Vorstand hatten die Offerte unterstützt.
Ziel des Aufsichtsrats ist es einer Mitteilung zufolge nun, in der Neuausrichtung schnell wieder zu einer „langfristigen Managementkontinuität“ zu kommen. Die Nachfolgesuche sei bereits aufgenommen. Der Aufsichtsrat gab sich „zuversichtlich, in Kürze hierzu Neues berichten zu können“.