Entschädigung

Orcel senkt Forderungen an Santander

Nachdem der Termin bereits zweimal verschoben worden war, sahen sich Andrea Orcel und Ana Botín am Mittwoch vor einem Madrider Richter. Der heutige CEO von Unicredit fordert von Botíns Banco Santander eine Entschädigung für seine geplatzte...

Orcel senkt Forderungen an Santander

Von Thilo Schäfer, Madrid

Nachdem der Termin bereits zweimal verschoben worden war, sahen sich Andrea Orcel und Ana Botín am Mittwoch vor einem Madrider Richter. Der heutige CEO von Unicredit fordert von Botíns Banco Santander eine Entschädigung für seine geplatzte Verpflichtung vor gut drei Jahren. Unmittelbar vor dem Gerichtstermin hatte der Italiener seine Ansprüche von 112 Mill. Euro auf 76 Mill. Euro herabgesetzt. Das hängt mit seinem Einstieg als CEO bei Unicredit im April zusammen. Denn die Forderungen basieren auf den erwarteten Verlusten, die Orcel ohne Beschäftigung erlitten hätte. Der Anwalt von Santander unterstellte ihm, nachträgliche Bonuszahlungen von seinem früheren Geldgeber UBS vor dem Gericht verschwiegen zu haben.

Im September 2018 hatte Santander die Verpflichtung als CEO des damaligen Leiters des Investment Banking der Schweizer UBS verkündet. Doch im folgenden Frühjahr, noch bevor Orcel den neuen Job antreten konnte, zog Santander zurück. Die Bank versicherte damals, dass man sich über die hohen Anforderungen zur Vergütung Orcels nicht einig geworden sei. Branchenkenner munkelten, dass es nicht allein ums Geld, sondern auch um Macht bei Santander gegangen sei.

Botín behauptete in ihrer Aussage am Mittwoch, dass die Einstellung Orcels eine entscheidende Rolle gespielt hätte. Dessen hohe Ansprüche bezüglich der Vergütung wären angesichts des damaligen Stellenabbaus nach der Übernahme von Banco Popular nicht zu vermitteln gewesen, so die Vorsitzende. „Die Person, die einer der höchsten Verantwortlichen werden sollte, stellte ihre persönlichen Interessen vor die der Stakeholder von Santander, der Kunden, Aktionäre, Mitarbeiter und der Gesellschaft“, kommentierte Botín.

Juristisch geht es aber vor allem darum, was genau beide Seiten ursprünglich vereinbart hatten. Orcel besteht darauf, einen gültigen Vertrag in der Hand gehabt zu haben. Botín sprach dagegen lediglich von einem „schriftlichen Angebot”, dass in jedem Fall noch die Aufsichts- und Kontrollgremien der Bank hätte passieren müssen und bei dem einige finanzielle Aspekte außen vor geblieben seien.

Der spanische Richter bestand darauf, dass zwei wichtige Zeugen, der Vorsitzende von UBS, Axel Weber, und der Managing Director der Schweizer, Mark Shelton, persönlich in Madrid aussagen müssen. Die Verhandlungen wurden daher erneut vertagt.