Nur ein Jahr nach der Stärkung des Italien-Geschäfts und der Installierung von Niccolò Ubertalli als Italien-Chef zieht Unicredit-CEO Andrea Orcel die Zügel an und baut seine Machtposition aus. Ubertalli wird mit sofortiger Wirkung abgelöst. Orcel übernimmt selbst die Verantwortung für Italien, das für fast die Hälfte der Einnahmen der HVB-Mutter steht. In einem Brief an die Beschäftigten, der italienischen Zeitungen vorliegt, begründet Orcel den Wechsel damit, dass man es sich „nicht erlauben kann, nicht die Bedingungen dafür zu schaffen, das Potenzial in unserem wichtigsten Markt voll auszuschöpfen. Das ist der Hauptgrund für den Wechsel.“

Es soll zuletzt Differenzen mit Ubertalli gegeben haben. Der Mann, der einst sogar als Nachfolger des früheren CEO Jean Pierre Mustier gehandelt worden war, war der erste Manager, der das Italien-Geschäft als eigenständige Einheit führte.

Orcel wird künftig einen viel stärkeren Zugriff auf das Italien-Geschäft haben. Als Begründung für diesen Schritt muss auch das schwierige makroökonomische Umfeld herhalten. Man wolle die Aktivitäten effizienter machen, eine schnellere Ausführung der geplanten Maßnahmen sicherstellen und präsenter sein. Die Prioritäten des Strategieplans – Wachstum, Digitalisierung, Vereinfachung der Prozesse und eine bessere Verankerung in Italien – blieben unverändert.

Konkurrenten wie BPER Banca und Crédit Agricole haben ihre Positionen in den vergangenen Monaten vor allem im renditestarken Norditalien auch durch Übernahmen ausgebaut. Orcel scheint mit der Umsetzung des Strategieplans im Heimatmarkt nicht zufrieden zu sein. Im Tagesgeschäft wird er eng mit Remo Taricani, Head of Italy, zusammenarbeiten. Die sieben Regionalmanager für Italien behalten ihre Posten.

Gegenüber der Zeitung „Il Sole 24 Ore“ stellte Orcel ein „Update“ der Lage in Russland bei der Präsentation der Quartalszahlen Ende Juli in Aussicht. In italienischen Medien wird über einen Verkauf der russischen Bank spekuliert. Orcel will jedoch einen Ausverkauf vermeiden.