Börsengang

OVH-Cloud-Gründer startet aus dem Nichts

Der Gründer des Cloud-Anbieters OVH, Octave Klaba, kam nach dem Fall der Mauer mit seiner Familie aus Polen nach Frankreich. Heute ist er einer der zehn reichsten Franzosen.

OVH-Cloud-Gründer startet aus dem Nichts

Von Gesche Wüpper, Paris

Er habe schon sehr früh gespürt, dass Computer die Welt verändern, ihr vielleicht ermöglichen könnten, sich in etwas Besseres zu verwandeln, sagte er einmal. Inzwischen haben Computer auch das Leben von Octave Klaba gründlich verändert. Der 46-Jährige, der 1991 nach dem Fall der Mauer mit seiner Familie aus Polen nach Frankreich kam, ist inzwischen einer der zehn reichsten Unternehmer der französischen Tech-Industrie. Und der Börsengang des von ihm 1999 gegründeten Cloud-Spezialisten OVH Cloud dürfte einer der größten Frankreichs in diesem Jahr werden.

Dennoch war der meist mit einem schwarzen T-Shirt bekleidete Klaba der breiten Öffentlichkeit im Gegensatz zu Xavier Niel von Iliad und Frédéric Mazzella von Blablacar bisher weitestgehend unbekannt. Zumindest bis zum Frühjahr, als in einem Rechenzentrum in Straßburg im März ein Großbrand ausgebrochen war, kurz nachdem der Cloud-Spezialist angedeutet hatte, mit den Vorbereitungen für einen Börsengang begonnen zu haben. Damals kamen nicht nur Bedenken gegenüber den Sicherheitsvorkehrungen von OVH Cloud auf, sondern auch Zweifel, ob das Unternehmen danach in der Lage sein würde, sein Kapital zu öffnen.

Der verheiratete Vater von drei Töchtern, seine Eltern und sein Bruder werden auch weiterhin die Mehrheit an dem zweitgrößten Cloud-Anbieter Europas nach der Telekom-Tochter T-Systems halten. Denn OVH Cloud war von Anfang eine Familienangelegenheit. Klabas Eltern liehen die 7000 Euro Startkapital, und Vater Henryk erfand dann ein System, um die Rechner zu kühlen und so die Energiekosten zu senken. Mutter Halina wiederum war lange als Generaldirektorin vor allem für die Finanzen zuständig, während Octaves jüngerer Bruder Miroslaw noch immer Forschungs- und Entwicklungschef von OVH Cloud ist.

OVH, diese Abkürzung steht offiziell für „on vous héberge“ („wir beherbergen Sie“). Doch Eingeweihte wissen, dass sie auch für Oles Van Herman steht, das Pseudonym, unter dem Klaba einst in Internetforen unterwegs war. Neben dem Cloud-Spezialisten gehören ihm mittlerweile auch der Investmentfonds Jezby, der Softwareanbieter Shadow, der Windkraftspezialist Poweend und seit der Aufnahme eines Albums mit seiner Rockband ein Musiklabel.

„Octave ist einer der seltenen Firmenchefs in Frankreich, die mit wenig ein Imperium geschaffen haben“, sagt Xavier Niel. Klaba hat dem Iliad-Eigner viel zu verdanken, denn er vermietete ihm erst Räume für seine Rechner in Paris. Später verkaufte er ihm einen Keller und gewährte ihm dafür Kredit, weil damals keine Bank Klaba Geld leihen wollte. Damals habe der junge Unternehmer oft im Maschinenraum geschlafen, erinnert sich Niel. Wenn man eine Idee habe, sollte man sie realisieren, rät Klaba. Auch wenn man scheitere, sei das eine bereichernde Erfahrung.

Klabas Ratschläge spiegeln auch die Erfahrungen wider, die seinen Lebensweg prägten. So verbrachte er seine Kindheit auf dem Lande in Polen, wo sein Vater eine Kolchose leitete. Nach dem Fall der Mauer überredeten Klaba und sein Bruder ihre Eltern, nach Nordfrankreich zu gehen, wo ihr Großvater einst als Bergarbeiter gelebt hat. Als sie in Roubaix ankamen, wo sich auch heute noch der Firmensitz von OVH Cloud befindet, sprach der junge Octave kaum ein Wort Französisch. In der Schule war er zu schüchtern, um sich zu Wort zu melden. Und doch absolvierte er danach die Ingenieurshochschule Icam in Lille. Vor einigen Jahren dann erkrankte Klaba an Krebs. „Ich habe Glück gehabt, ich bin gut davongekommen. Das ist Teil des Lebens“, sagte er der Wirtschaftszeitung „Les Echos“.