Turnschuhmilliardär auf Einkaufstour

Mike Ashley steht auf Hugo Boss

Mike Asley unternimmt einen erneuten Anlauf auf Hugo Boss. Wer ist der britische Turnschuhmilliardär?

Mike Ashley steht auf Hugo Boss

Mike Ashley steht auf Hugo Boss

von Andreas Hippin, London

Mike Ashley (59) hat bei Hugo Boss aufgestockt. Er ist seit 2020 an Bord. Zuletzt hielt seine Frasers Group mehr als 15% und schloss weitere Zukäufe nicht aus. Dann würde sie am bisherigen Großaktionär, der italienischen Familie Marzotto, vorbeiziehen. Auch einen Sitz im Aufsichtsrat des Metzinger Textilunternehmens hätte Frasers gerne.

In Großbritannien ist ihr Hauptaktionär als enfant terrible des Einzelhandels wohlbekannt. Doch wer ist der Turnschuhmilliardär, der in den West Midlands aufgewachsen ist?

Ehemaliger Squash-Trainer

Aus dem Tagesgeschäft zog sich der Gründer von Sports Direct schon im Mai 2022 zurück. Damals kürte er seinen Schwiegersohn Michael Murray zum CEO seines Firmenimperiums. Zuvor hatte Murray das Immobilienportfolio des Unternehmens auf Vordermann gebracht. Ein halbes Jahr später verließ der ehemalige Squash-Trainer Ashley nun auch den Board der FTSE-100-Gesellschaft. Sie war aus der Sportartikelkette hervorgegangen, die er vor mehr als 40 Jahren mit einem ersten Geschäft in Maidenhead an den Start gebracht hatte. Ashley gehören weiterhin mehr als 70%  der Gesellschaft. Schon vor zwei Jahren glaubte keiner, dass er sich fortan nur noch seinen Hobbies widmen würde.

Ungeliebter Markensammler

Vor fünf Jahren hatte sich Sports Direct in Frasers Group umbenannt – für Branchenbeobachter ein Schritt, um zu einem „normalen“ Unternehmen zu werden. Die Umbenennung spiegelte auch wider, dass sich Ashley nach der Übernahme der maroden Luxuskaufhauskette House of Fraser zunehmend als Markensammler betätigte. Er wollte das ins Trudeln geratene Traditionshaus zum „Harrods der High Street“ machen.

Doch bei der angeschlagenen Kaufhauskette Debenhams, die er sich ebenfalls einverleiben wollte, biss er auf Granit. Ihr Management entschied sich lieber für die Insolvenz, als den ehemaligen Besitzer des Fußballclubs Newcastle United ans Ruder zu lassen. Der ist kein Mann der Kompromisse. Ashley dringt seit Jahren auf eine Untersuchung der Vorgänge um den Zusammenbruch des Traditionshauses durch Aufsicht und Politik.

Bei Mulberry abgeblitzt

Zuletzt blitzte er bei Mulberry mit dem Versuch ab, den britischen Handtaschenhersteller zum Schnäppchenpreis zu erwerben. Knapp zwei Fünftel hält Frasers jedoch bereits. Die Gruppe stockte ihr Angebot prompt auf. Gieves & Hawkes, ein Luxusschneider aus der berühmten Savil Row, gehört bereits zum Portfolio. Hugo Boss wäre also in guter Gesellschaft, sollte Ashley weiter zukaufen.

In letzter Zeit hat der Ärger für Ashleys Unternehmen wegen Verstößen gegen das, was man in der City unter Corporate Governance versteht, deutlich nachgelassen. Berichte über unzumutbare Arbeitsbedingungen bestimmen nicht mehr die Schlagzeilen. Der „Guardian“ hatte einst mit einer Reportage über den Alltag von Mitarbeitern im Lagerhaus Shirebrook für Aufsehen gesorgt.

Kein Herz für „Heulsusen“

Doch dann gehörten Superstars wie der englische Fußballer Jack Grealish und die Tennisspielerin Emma Raducanu zu den Markenbotschaftern. Und sozialkritische Medien konzentrierten sich auf die Zustände in der Textilbranche von Leicester, wo Firmen wie Boohoo.com produzieren ließen.

Nepotismusvorwürfe blieben nach der Beförderung des als unerfahren geltenden Murray nicht aus. Ashley störte das nicht. Er ist schlechte Presse gewohnt. Mit institutionellen Anlegern lag er regelmäßig über Kreuz. Als sich der Kurs kurz nach dem Börsengang 2007 wegen einer Gewinnwarnung halbierte, nannte er die Fondsmanager „Heulsusen“.

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