Allison Kirkby: Von der Avon Lady zur BT-Saniererin
Von der Avon-Klinkenputzerin zur Saniererin der BT
Von Andreas Hippin, London
Die BT-Chefin Allison Kirkby (57) hat sich viel vorgenommen. Der Verkauf des internationalen Firmenkundengeschäfts, den sie einem Bericht der „Mail on Sunday“ zufolge plant, ist ein komplexes Vorhaben. BT Global ist nicht nur ein unübersichtlicher Haufen von Assets. Überlebte Technologien und auf lange Zeit abgeschlossene Altverträge bestimmen das Geschäft.
Bei BT ist einiges zu entrümpeln. Zuletzt musste Kirkby das Umsatzziel für das Ende März ablaufende Geschäftsjahr senken. In den ersten Monaten hatten „schwierige Bedingungen“ im Firmenkundensegment dafür gesorgt, dass der Erlös im Vorjahresvergleich schrumpfte.
Jede Menge Gegenwind
Zudem droht auf dem heimischen Mobilfunkmarkt Ungemach. Die Wettbewerbshüter von der CMA (Competition & Markets Authority) haben die Bereitschaft erkennen lassen, den Zusammenschluss von Vodafone und Three unter Auflagen durchzuwinken.
Die Schottin, die im Februar das als erste Frau das Amt des CEO des britischen Ex-Monopolisten übernahm, wollte eigentlich Finanzchefin von Manchester United werden. Doch die Glazers, die US-Milliardärsfamilie, die den Fußballclub besitzt, wollten Kirkby nicht. Also machte sie sich auf den Weg nach Skandinavien, wo sie in den vergangenen zehn Jahren andere ehemalige Staatskonzerne aus der Telekombranche fit für die Zukunft machte.
Tour durch Skandinavien
Ab 2014 fungierte sie als Finanzchefin der schwedischen Tele2 AB, wo sie von 2015 bis 2018 als President und CEO die Geschäfte führte und dabei die milliardenschwere Übernahme von Com Hem stemmte. Danach war Kirkby in gleicher Funktion für die dänische TDC Group tätig, aus der sie zwei Unternehmen machte.
Dann stand sie an der Spitze von Telia. Sie drückte das internationale Geschäft der schwedischen Gesellschaft an Pensionsfonds ab und verkaufte rund die Hälfte des Mobilfunkmastengeschäfts an den Finanzinvestor Brookfield und Alecta Pensionsförsäkring.
BT setzt auf Kirkbys Erfahrung
Bei dem Erfahrungsschatz ist es eigentlich kein Wunder, dass BT sie Marc Allera vorzog. Der Chef des Verbrauchergeschäfts galt als hausinterner Favorit für den Chefposten. Kirkbys Karriere hatte bei Guinness begonnen, wo sie sich als Chartered Management Accountant qualifizierte. Dem folgten viele Jahre bei Procter & Gamble und ein Wechsel zum Kabelnetzbetreiber Virgin Media – ihr Einstieg in die Welt der Telekommunikation.
Kind aus einfachen Verhältnissen
Allerdings hatte sie schon im Alter von 14 Jahren zwei Jobs. Einerseits lieferte sie in ihrer Nachbarschaft, einem Arbeiterviertel in Glasgow, als „Cream Boy“ frische Sahne aus. Andererseits war Kirkby als „Avon Lady“ unterwegs, betätigte sich also als Klinkenputzerin für den US-Kosmetikkonzern Avon. Nach der Schule ging es nicht gleich an die Universität. Stattdessen half sie, ihren Vater zu pflegen, der an Krebs erkrankt war.
Nun zählt das US-Wirtschaftsmagazin „Fortune“ die Mutter zweier Kinder zu den mächtigsten Frauen der Welt. Bei den Investoren kommt Kirkby gut an. Zu ihren Sparringspartnern auf der Anlegerseite gehören der mexikanische Milliardär Carlos Slim, der seine Beteiligung im September auf 4,3% aufstockte, und Sunil Mittal, dessen Bharti Enterprises Patrick Drahi 24,5% abnahm.
Deutsche Telekom mit im Boot
Und dann ist da noch Timotheus Höttges. Die von ihm geführte Deutsche Telekom ist seit dem Verkauf ihres Anteils am Mobilfunker Everything Everywhere (EE) an BT beteiligt, weil ein Teil des Kaufpreises von der FTSE-100-Gesellschaft in Aktien entrichtet wurde. EE war ein Gemeinschaftsunternehmen der Dax-Gesellschaft mit France Télécom.
Doch Kirkby ist nicht die einzige Frau, die in der nach wie vor stark von Männern geprägten Telekombranche an der Spitze eines Großunternehmens steht. Beim Rivalen Vodafone regiert Margherita Della Valle. Bei der französischen Orange amtiert Christel Heydemann als CEO.